Nobler Höhepunkt des Einsteinjahrs

Jetzt wird’s weise: 30 Nobelpreisträger besuchen heute und morgen Berlin. Sie diskutieren mit Nachwuchsforschern und plaudern mit Politikern

So viel Intelligenz war selten in Berlin: Ab heute weilen 30 Nobelpreisträger in der Stadt, in der ihr illustrer Vorgänger Albert Einstein einige seiner größten Entdeckungen machte. Treffenderweise hört das Rahmenprogramm auf den Namen E. M. C[2]– Einstein’s Miracle Century Celebration, frei übersetzt Einsteins Wunderjahrhundert-Feier. Dabei sind Nobelpreisträger aus den Bereichen Physik, Chemie und Medizin, die meisten stammen aus Amerika. Eingeladen haben die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Max-Planck-Institut, das Forschungsministerium Brandenburg und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Relativ hoch sind die Erwartungen an die Nobilitäten. Ein Dialog zwischen Alt und Jung – Nobelpreisträgern und Forschern, die es werden wollen – ist Zweck dieses Ereignisses, das für den Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Wolf-Michael Catenhusen, der „Höhepunkt des Einsteinjahres 2005“ ist.

Die zwei Tage Programm sind eine Mischung aus Wissenschaftstagung und Öffentlichkeitsarbeit zahlreicher Institutionen. Kaum ein Berliner und Brandenburger Forschungsinstitut wird auf dem Terminkalender ausgelassen. So ist etwa das Leibniz-Kolleg Potsdam Schauplatz der „Jung trifft Alt“-Veranstaltung, an den Berliner Unis werden Symposien abgehalten. Die frisch restaurierten Orte des Einstein’schen Schaffens – sein einstiges Sommerhaus in Caputh und der Einsteinturm bei Potsdam – sind Kulisse für Treffen mit der Politik.

Schließlich geht es auch darum, dem Standort Deutschland etwas Glanz zu verleihen, in einer Zeit, in der die Bundesregierung einen großen Pakt für Forschung und Innovation ausrufen muss. Da tut es gut, jene Jahre wieder hervorzuheben, in denen Berlin und Umgebung Nervenzentren der modernen Wissenschaft waren. Dass dieses Eintauchen in die Vergangenheit nicht nur reines Zuckerschlecken ist, zeigt schon der Blick auf den Lebenslauf des Namengebers dieser Veranstaltung: Schließlich lehrte Albert Einstein nur von 1914 bis 1933 in Berlin und Potsdam, anschließend lebte er gezwungenermaßen in den USA. Und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine offiziellen Kontakte mehr zwischen dem Genie und seiner alten Heimat.

In Zukunft, so Jürgen Renn vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, müsse man berücksichtigen, dass „eine Atmosphäre höchster wissenschaftlicher Kreativität, wie sie das Berlin Einsteins kennzeichnete, offenbar ebenso schwer zu schaffen wie leicht zu verlieren ist“. LUC CAREGARI