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Die Leiden des Marco Reus Foto: reuters

Und noch mal in Zeitlupe. Es war kein rüdes, hartes Foul, das der Dortmunder Kapitän beim Ruhrpott-Derby (1:0 für den BVB) erlitt. Es war eher das, was man gemeinhin als normalen Zweikampf bezeichnet. Aber Marco Reus knickte unglücklich mit dem Fuß um und musste vom Platz getragen werden. Außenbandverletzung im Sprunggelenk, drei bis vier Wochen Pause, die Katar-WM ist für den Stürmer wohl nicht in Gefahr.

Es sind dies die Formel-1-Momente im Fußball. Die Momente, wo alle den Atem anhalten. Wo alle den Schock spüren, bei einem Unfall live dabei zu sein – und gleichzeitig mit dem Schock kommt der Kitzel, wie ihn jeder Gaffende an einem Unfallort verspürt. Man ist betroffen und froh, nur Zeuge zu sein: Man selbst ist Überlebender. Man hat die Gefahr gesehen.

Aber es gibt eine weitere Dimension, die einerseits „die Medien“, andererseits „die Zuschauer“ betrifft: So stellt sich nicht erst seit dem Dänen Christian Eriksen, der bei der EM in Kopenhagen 2021 im Spiel einen Herzstillstand erlitt, die moralische Frage, was und wie viel man zeigt und was und wie viel man sehen will. Die samstäglichen Kameras halten gerne mal drauf, die Regie bei Sky, aber auch bei anderen Sendern zeigt gerne die Super-SloMo mit Vergrößerungsglas. Es kann nicht brutal genug sein. Und wir als Zuschauer zu Hause können uns entscheiden, ob wir diesen Vulgär-Medizin-Porno-Horror jetzt sehen wollen oder nicht.

Es ist ein wenig so wie in den 1970ern, als der Horrorfilm groß wurde. Die Frage, was hält man aus. Kissen vors Gesicht oder stumpf hinsehen. Will man das? (rh)

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