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Wenn Berliner Regeln in Dresden nicht funktionieren

Dresden-Striesen

Knapp 40.000 Ein­woh­ner:innen.

Der bevölkerungsreichste Stadtteil Dresdens ist aus einem slawischen Dorf hervorgegangen.

Sind Sie völlig lebensmüde?“, bellt es mir aus diesem ordentlichen Auto in dieser wirklich ordentlichen Dresdner Villengegend entgegen. Ich bremse mein Fahrrad abrupt und verstehe überhaupt nicht, was das Problem ist. Ich fuhr langsam auf die Kreuzung und ließ mich treiben – so wie ich das zu Hause in Berlin gelernt habe. Das Ignorieren der Regel „Rechts vor links“ macht mich offenbar zum Zentrum des Ärgers.

Diese Regel hat sich doch ein Nazi ausgedacht, denke ich mir. Außerdem bringe ich mich in Berlin eher in Lebensgefahr, wenn ich auf Verkehrsregeln poche. Denn dort schaut man halt und wurschtelt sich durch. Alles andere irritiert und man handelt sich nur Genervtheit ein.

In Dresden nennt man so ein Verhalten offenbar „lebensmüde“. Die sächsischen Hauptstädter kennen nicht nur die StVO, nein sie wenden sie sogar an. Immer und absolut zuverlässig. Wenn man in einer Nachbarschaft ohne Hauptstraße eine Kreuzung befährt, schaut je­de*r ausschließlich nach rechts und fährt dann los. Fußgehende müssen grundsätzlich warten, bis die Stärkeren passiert haben. Null Beschwerden. Und ich bin so baff, dass ich nur beschwichtigend meine Hand hebe und verschwinde. Sean-Elias Ansa