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: Die Sonne geht unter

Mit seiner ottonischen Arroganz hat Trainer Rehhagel die Griechen gegen sich aufgebracht

In dem zeitweise hysterischen Jubel und Trubel um die Milchgesichter Schweini & Poldi ist dies hierzulande ein bisschen untergegangen: Der Deutsche Fußball-Bund ist zu allererst Otto Rehhagel zu höchstem Dank verpflichtet – und nicht etwa Klinsi. Ja genau, Otto Rehhagel, dem Trainer der griechischen Nationalmannschaft. Was er für Deutschland getan hat! Den inoffiziellen Titel „schlechtestes europäisches Confed-Cup-Team aller Zeiten“ darf von nun das Team Hellas für sich beanspruchen. Vorher führte die DFB-Auswahl mit ihrem legendären Auftritt von 1999 in Mexiko das Versager-Ranking an. Während die DFB-Loser damals zwei Spiele verloren und immerhin eines gewannen, schlossen Ottos müde Europameister den Confed-Cup ohne Tore und mit nur einem Punkt ab. Respekt!

Griechenland jedoch geht neuerdings sehr sparsam um mit den Huldigungen für den einstigen Fußball-Gott aus Germanía. Ursache dafür sind nicht allein die unglücklichen Auftritte des Nationalteams. Nein, Rehhagel hat es durch seine ostentative Arroganz geschafft, auch die ihm grundsätzlich wohlgesinnten Griechen nachhaltig zu verprellen. „Otto Rehhagel ist bald 67 Jahre alt“, moniert die Athener Tageszeitung Eleftherotypia, „Vielleicht versteht er trotzdem noch, dass er Fehler begeht und nicht unfehlbar ist wie der Papst.“ Und weiter: „Rehhagel sagt, dass es ihn nicht interessiert, was die griechischen Zeitungen schreiben. Vielleicht sollte er einfach mal die Zeitungen seines Landes lesen.“ Und es folgt eine Auflistung deutscher Schlagzeilen zu Ottos mutlosen und ausgelaugten Griechen. Vorgeworfen wird Rehhagel zudem, dass er es nach dem EM-Sieg von Lissabon versäumt habe, neue Spieler zu integrieren.

Viel Wahrheit liegt in dieser Kritik. Am Mittwochabend beim 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko standen acht der Spieler aus der EM-Elf auf dem Platz, hätten die Abwehr-Routiniers Traianos Dellas und Giorgios Seitaridis nicht verletzt gefehlt, wäre das Sieger-Team fast komplett gewesen. Die Mannschaft ackerte sichtlich, um die verbeulte Europameister-Ehre nicht völlig zu beschädigen – mit mäßigem Erfolg: Seit fünf Spielen haben die Griechen nun kein Tor mehr geschossen. In tragischer Art kämpft diese Griechen-Mannschaft gegen sich selbst an. Der Erfolg, an dem die Hellenen gemessen werden, ist zu groß. Elan, Glück und Leichtigkeit von Portugal sind verflogen – und so können die EM-Helden sich selbst nicht mehr gerecht werden. „Nationalmannschaft der untergehenden Sonne“ schreibt das Blatt Apogevmatini – und trifft den Kern der Sache.

In der WM-Qualifikation müssen die Griechen, Tabellen-Dritter derzeit, noch in Kasachstan, Dänemark und gegen Georgien antreten. Sie müssen nicht nur gewinnen, sondern auch noch auf einen Ausrutscher des Tabellen-Zweiten Türkei hoffen. Griechenland hat also die seltene Chance, sich als amtierender Europameister nicht für die folgende Weltmeisterschaft zu qualifizieren. CHRISTIANE MITATSELIS