Vages Produktversprechen

Ist der Name „Die Linkspartei“ für die PDS eine gute Wahl? Marketingstrategisch gesehen ist er nur eine Bezeichnung für vieles und nichts. Aber als gesamtdeutsche Gruppe hat sie damit eine Chance

Ein neuer Name ist wie ein neues Leben: Die PDS möchte sich umbenennen – in „Die Linkspartei“. Punkt. Die Änderung ist nicht ausschließlich freiwillig, sondern beruht auf schlichter Not: einen Dachbegriff zu finden – einen, den WASG und PDS gemeinsam akzeptieren. Jedenfalls: In dem Titel „Die Linkspartei“ ist dokumentiert, dass die PDS zwar die stärkere, potentere der beiden politischen Formationen ist, aber zugleich die nachgiebige.

Mit dem neuen Namen möchte sich die Linkspartei nun positionieren, möglichst erfolgreich. Keine klobigen Kürzel mehr, sondern ein eingängiger und identitätsstiftender Begriff soll es werden: Der kleinste Nenner wurde zum Namen gemacht – das, was sie unter „links“ verstehen.

Die PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Pau zeigt sich jedoch skeptisch: „Wo PDS drin ist, muss auch PDS draufstehen“, findet sie in Abwandlung des Werbeklassikers „Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin“. Sie vergisst dabei, dass Raider auch längst Twix heißt, ohne dass seither die Welt untergegangen wäre: Der Markenname wurde geändert, um das Produkt globalisierungsfähig zu machen, der schokoladige Inhalt blieb jedoch gleich.

Identitätsloses Etwas?

Eine geglückte Einführung des Markennamens „Die Linkspartei“ würde die PDS im Westen und die WASG im Osten wählbar machen: Das kann eine klassische Win-win-Situation sein, muss es aber nicht. Gleichzeitig birgt die Absicht, beiden Lagern zu gefallen, die Gefahr, es keinem recht zu machen. Die Linkspartei könnte zu einem identitätslosen Etwas werden, dem aus Verwirrung, Unkenntnis oder gar Misstrauen die Stimme dann doch nicht gegeben wird.

Der allgemein gehaltene Name „Die Linkspartei“ birgt ohnehin ein Marketingrisiko. Bei der Benennung eines Produktes bemühen sich Firmen stets, allzu generelle Begriffe zu vermeiden. Allgemeine Bezeichnungen wirken auf Kunden beliebig, sie setzen das Produkt nicht ausreichend genug gegen andere ab. Für die Linkspartei hieße das: Da auch andere Parteien wenigstens teilweise „links“ sind, ist für den Wähler nicht zu entschlüsseln, was an der Linkspartei noch anders sein sollte. Sie könnte als überflüssig empfunden werden. Ein Gattungsname bezeichnet eben nicht die Schwerpunkte, die eine Partei setzt. Er gibt die grobe Richtung vor, mehr nie.

Petra Pau und vielen anderen PDS-Mitgliedern scheint es nicht zu gefallen, dass auf der neuen Partei einfach „Schokolade“ stehen soll – so wie früher im HO-Laden nur „Mehl“ auf der Mehltüte stand. Allerdings vergessen sie dabei: Jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Wer zu neuen Ufern aufbrechen möchte, Bewegung in zähe Strukturen bringen will, muss zunächst einmal vom Alten lassen. Das Produktversprechen der „Linkspartei“ bleibt vorläufig vage; man setzt auf alle Fälle auf Protest. Ob auch auf etwas Neolinkes, bleibt, auch reklametechnisch, offen. NAT, MRE