„Mehr Internationalität wagen“

betr.: „Nach links, ohne Gleichschritt“ (So hat die Linke wieder eine Zukunft) von Robert Misik, taz vom 15. 6. 05

Was der Kapitalismusdebatte noch fehlt, ist eine internationale Ausrichtung – ein Feld, das nur allzu oft den Neoliberalen überlassen bleibt. Während die Retrolinken nur in der Containerschablone der eigenen Wählerschaft denken, da es ihnen darum geht, den hiesigen Sozialstaat gegen „Bedrohungen von außen“ zu beschützen, verlieren die postmateriellen Hipsters die Bodenhaftung.

Verbinden könnte man aber die beiden Flügel, indem man das Internationale der Bewegung wieder mit in den Blick bekäme. Das hieße also Solidarität mit Bewegungen weltweit, die sich für soziale Gerechtigkeit und politische Partizipation „von unten“ einsetzen. Denn langfristig gesehen kann doch eine gerechte Verteilung in Europa nicht in Ignoranz gegenüber der Ungleichheit in Djakarta oder Bombay funktionieren.

„Mehr Internationalität wagen“ wäre aber ein Motto, das letztlich auch nur das ausspräche, was die Autoren des „Kommunistischen Manifests“ schon prophezeit hatten.

CHRISTIAN HOFMANN, Bonn

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