CIA sieht neue Bedrohung durch Irakkämpfer

Einem Bericht zufolge werden militante Islamisten künftig möglicherweise in anderen Ländern im Einsatz sein

BERLIN/NEW YORK/BAGDAD taz/dpa/afp ■ Die CIA ist besorgt darüber, dass militante Islamisten, die derzeit im Irak kämpfen, künftig andere Länder destabilisieren könnten. Dies berichtete der britische Rundfunksender BBC gestern unter Berufung auf einen als geheim eingestuften durchgesickerten Berichts des US-Geheimdienstes.

Darin heißt es, irakische und ausländische Kämpfer seien dabei, eine große Bandbreite technischer Fertigkeiten zu entwickeln – von Autobomben und Morden bis hin zu koordinierten Angriffen. Das mache sie gefährlicher als jene, die in den 80er- und 90er-Jahren in Afghanistan kämpften. Wenn der Aufstand im Irak erst einmal beendet sei, könnten sie Probleme in ihren Herkunftsländern wie Saudi-Arabien oder Jordanien schaffen, aber auch in den USA oder Großbritannien aktiv werden.

Wie die BBC weiter berichtete, zirkuliert der CIA-Bericht in Geheimdienstkreisen. Ein Mitarbeiter des CIA, der nicht genannt werden wollte, bestätigte die wesentlichen Schlussfolgerungen.

Bereits am Vortag hatte die Zeitung New York Times gemeldet, dass die Aufständischen im Irak sich zunehmend neuer Techniken bedienten. Dazu zähle der Einsatz neuer, panzerbrechender Bomben durch die Kämpfer. Damit würden vermehrt auch gepanzerte Fahrzeuge verwundbar. Zudem würde raffinierte Zündmechanismen, etwa durch Lasersteuerung, eingesetzt. Allein im Mai seien etwa 700 Anschläge mit neuartigen Sprengsätzen registriert worden.

Auf diese Entwicklung führt die Zeitung die gestiegenen Verluste der US-Truppen im Irak zurück. Allein im Mai starben 33 Soldaten bei Sprengstoffattentaten. Im Juni seien es jetzt schon 38 Opfer. Im März kamen 13 Amerikaner ums Leben. In den vergangenen zwei Monaten wurden außerdem mehr als 1.000 Iraker getötet. In Bagdad kamen Mittwoch und Donnerstag binnen 12 Stunden über 30 Personen ums Leben. Mindestens 15 Menschen starben, als binnen Minuten drei Autobomben im Stadtzentrum explodierten, 50 wurden verletzt. Am Vorabend waren bei drei Anschlägen 18 Personen getötet und 46 verletzt worden. Die Attentatsserie stellt die Erfolge der so genannten Operation Blitz in Frage, mit der die Sicherheitslage in der Hauptstadt durch einen Großeinsatz verbessert werden sollte. Mehr als 1.000 Verdächtige wurden festgenommen. In Washington sollte gestern Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dem zuständigen Senatsausschuss über den Irakeinsatz Rede und Antwort stehen. B. S.