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wortwechselDas große Strom-Roulette: Spiel mit der Sicherheit?

Die Angst vor möglichen Blackouts im Winter wächst. Nicht nur Gas, auch Strom könnte knapp werden in Deutschland. Sind ausgerechnet die AKWs ein sinnvolles Notpflaster?

11. 9. 22: Atomkraftwerk Isar 2 lässt Wasserdampf ab aus dem Kühlturm. Die Betreiber warnen, sie hätten keinerlei „Erfahrungswerte“ mit einem Reservebetrieb   Foto: Armin Weigel/dpa

„Strahlender Müll“,

taz vom 12. 9. 22

„Nicht in meinem Keller!“

Sehr geehrter, lieber Herr Schirrmeister, vielen Dank für Ihren Kommentar. Besonders Ihr abschließender Satz „Kein Land hat einen Anspruch auf einen Sicherheitskorridor zum Nachbarn“ fasst meine Meinung zum Vorgang anschaulich und prägnant zusammen.

Wenn ich mir die Diskussion hierzulande über AKW-Laufzeitverlängerungen anhöre, habe ich bei den Befürwortern aus dem Mitte-rechts-Spektrum der politischen Landschaft (einschließlich der FDP) den Eindruck: Laufzeitverlängerung für AKW, ja! Aber auf Ewigkeiten strahlender radioaktiver Abfall – unter meinem Keller? Nein!

Irgendwie konsequent zu Ende gedacht – oder? Winfried Plesch, Schriesheim

Standort, die Steuern …

Zu der Aussage von Christian Kühn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium und Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg, möchte ich nur anmerken, dass das Bundesumweltministerium dankbar sein kann, denn unsere Schweizer Nachbarn haben einen Standort gefunden.

Die Bundesregierung sollte mit der Schweiz ein Abkommen über die gemeinsame Nutzung des Endlagers treffen und sich am Bau beteiligen, das spart uns eine weitere Suche und damit Steuergelder. Heinz-Martin Engel, Bendorf

Die Schweiz …

Die Schweiz hat für diese Standortsuche weitestgehend objektiv nachvollziehbare Kriterien angewandt und wird den Entscheidungsprozess inklusive möglicher Volksbegehren definieren. Ein Vorbild für Deutschland. Und vielleicht findet sich der gleiche Untergrund ja auch nördlich der Staatsgrenze – als Hilfe für die Suche nach Lagerstätten für den Müll aus Deutschland, besonders aus Baden-Württemberg; und Bayern, wo man allerdings unbedingt auch nach diesen Bodenformationen suchen sollte. G. Münch, Freiburg

„Nicht zu ertragen!“

„Das gar nicht so ewige Eis“,

taz vom 10. 9. 22

Es ist nicht mehr zu ertragen, all diese apokalyptischen Schilderungen über die schmelzenden Gletscher lesen zu müssen. Wir sehen dabei nicht die großen Bemühungen von Kriegsführenden im Ukraine-Krieg, eine blitzschnelle Lösung zumindest der drohenden Klimakatastrophe herbei zu bomben: In dem uns bald bevorstehenden langen atomaren Winter können die geschundenen Gletscher doch endlich wieder wachsen – und strahlen! Erich Eisel, Bochum

„Fatales Signal an die Wirtschaft“,

taz vom 10. 9. 22

Prinzip Verantwortung?

50 Prozent Psychologie im Spiel bei der Sicherheit der Stromversorgung? Mag sein. Und mit wie viel Prozent fällt die Gefahr der Kernenergie bei Menschen und Wirtschaft ins Gewicht? Diese Gefahr wird durch einen Streckbetrieb nicht verringert. Man mag sich die kleine Wahrscheinlichkeit einer Riesengefahr schönrechnen. Das hat das Industrieland Japan vielleicht auch gemacht. Die Kernenergie war ein Sündenfall der industriellen Entwicklung, geboren aus der militärischen Nutzung – siehe Hiroshima und Bikini-Atoll. Wenn es um einen „Blackout“ geht, wäre Frankreich der erste Kandidat. Deutschland liefert Strom dafür, dass Frankreichs stillstehende Kernkraftwerke gekühlt werden können. Kennen Sie das Buch „Das Prinzip Verantwortung“ von Hans Jonas? Georg Nowak

Kein Endlager?!

Hallo miteinander! Ich begreife diese Diskussion nicht – es ist doch eigentlich selbstverständlich: Wer kein Endlager vorweisen kann, bekommt keinen Atomstrom! Hans Mall, Kenzingen

Technische Grenzen

Eine stundenweise Unterversorgung können die Kernkraftwerke nicht beheben, sie sind zu groß und zu träge, um im Fall einer Dunkelflaute stundenweise an- und abgeschaltet zu werden. Über diese technische Unmöglichkeit sind sich tatsächlich alle Energieexperten einig. Eine Regelung eines AKWs läuft über Tage und Wochen. Das heißt, die Laufzeitverlängerung der AKWs löst das Problem des kurzfristigen Strommangels nicht. Kernkraftwerke sind Grundlastkraftwerke. Der Lösungsvorschlag „Ausbau der Stromnetze an einigen Flaschenhälsen/Transformatoren“ löst tatsächlich das Problem. Zusätzliche Strommengen können innerhalb weniger Minuten ins Netz aufgenommen werden. Genau deswegen wurden ja auch die 4 deutschen Netzbetreiber mit dem Gutachten zum Stresstest beauftragt, da sie am richtigen Hebel sitzen.

Florian Maier, Regensburg

Der Elefant im Raum

Liebe Freundinnen und Freunde von der taz, immer wieder genieße ich eure fundierten Recherchen, eure treffenden Kommentare. Das gilt auch für die Berichterstattung zum Ukraine-Krieg wie zu den innenpolitischen Auseinandersetzungen bei uns. Bei vielen anderen Medien fiel mir auf, dass nirgendwo auch nur im Ansatz eine Verbindung hergestellt wird zwischen der beunruhigenden Situation in Saporischschja und den Atomkraftwerken in D und Europa: Dort fürchtet man einen GAU, hier kämpft man für eine längere Laufzeit oder gar den zusätzlichen Bau von Atomkraftwerken für unsere „Versorgungssicherheit“. Atomkraftwerke sind nur einigermaßen sicher in einer sicheren Umgebung. Sie müssen permanent gekühlt werden, dazu brauchen sie ein funktionierendes Kühlsystem und eine zuverlässige Energieversorgung. Bei Naturkatastrophen oder im Krieg können sie sich in Nuklearwaffen verwandeln, die ganze Regionen dauerhaft unbewohnbar machen.Der Elefant steht im Raum, alle sehen ihn, aber keiner spricht darüber. Schlimmer noch: Man handelt so, als gäbe es ihn nicht. Wolfgang Wiemers, Münster

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