: Kleinere Brötchen backen
Bäcker wollen wegen Energiekrise ihr Angebot verkleinern
Bei Bäckermeister Tobias Exner fällt das Sortiment mit Brot und Kuchen künftig kleiner aus, und im Laden wird früher das Licht ausgemacht. Damit reagiert der Obermeister der Bäckerinnung Potsdam auf gestiegene Rohstoff- und Energiepreise. Der Landesverband der Bäcker und Konditoren in Berlin und Brandenburg bezeichnete die Lage als ernst.
Exner sieht viele Unternehmen finanziell stark unter Druck. „Alle Bäcker haben Existenzängste“, sagte der Bäckermeister. Exner, der die Bäckerei in dritter Generation führt und mehrere Geschäfte in Brandenburg und Berlin betreibt, lässt aber den Kopf nicht hängen: „Ich finde meinen Beruf geil.“
Backen mit Gas
Der Geschäftsführer des Bäcker- und Konditoren-Landesverbandes in Berlin und Brandenburg, Johannes Kamm, verwies darauf, dass 70 Prozent der Bäckereien mit Gas backten, dessen Preis sich teils verachtfacht habe. „Das ist nicht stemmbar.“ Die Gefahr sei groß, dass bei diesen Kostensteigerungen der ein oder andere Betrieb verschwinde. Einige Bäckereien hätten auch wegen der Coronakrise und der damit verbundenen zusätzlichen Ausgaben bereits ihre Rücklagen aufgebraucht. Kamm rechnet damit, dass Bäcker ihr Angebot verkleinern, um Kosten abzufedern. Der Landesverband der Bäcker und Konditoren hat insgesamt 160 Mitglieder in Brandenburg und 60 in Berlin.
Zugleich zeigte sich der Verband zuversichtlich, dass der Bund Entlastungen für Bäckereien umsetze. „Wir vertrauen darauf, dass da noch was kommt. Ich bin optimistisch, dass man das Problem erkannt hat.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte an, die Regierung arbeite mit Hochdruck an Unterstützungsprogrammen, um Bäckereien und anderen Betrieben zu helfen.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks vom Juli stiegen die Produktionskosten im Bäckerhandwerk im Vergleich zu der Zeit vor dem Ukrainekrieg im Schnitt um bis zu 30 Prozent. Bäckermeister Exner beklagte, die Preisanstiege bei Energie und Rohstoffen wie Butter und Mehl seien nicht mehr kalkulierbar und nicht bezahlbar. Hinzu kämen gestiegene Löhne.
Eine Schrippe für 43 Cent
Exner, dessen Backstube im brandenburgischen Beelitz ist, verkauft in seinen Läden das derzeit günstigste Brötchen – das „Ossi-Brötchen“ – für 39 Cent, eine Schrippe koste 43 Cent. „Bis Jahresende können wir das nicht halten, das schaffen wir nicht“, sagt er. Künftig will er auch weniger Produkte anbieten. Dann gebe es nicht mehr 13 verschiedene Brote im Sortiment, sondern 7 oder 8. Zudem verkürze er die Öffnungszeiten. (dpa, taz)
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