piwik no script img

Sicher im Sattel

Was man tun kann, um mit dem Fahrrad sicherer unterwegs zu sein? In dieser Reihenfolge: leuchten, die Bremsen pflegen – und für den Fall der Fälle den Kopf schützen. Das Wichtigste im Überblick

Das geht noch was: Der Helm ist vorbildlich, aber Licht, Reflektoren und die zweite Bremse fehlen Foto: Vasily Pindyurin/ Westend61/imago

Von Kristina Simons

Auf zwei Rädern wird es oft eng: Man wird geschnitten, beim Abbiegen übersehen und muss verkehrswidrig parkenden Autos ausweichen. Wir haben einmal zusammengestellt, was jeder und jede selbst unternehmen kann, um sicherer unterwegs zu sein.

Was ein Fahrrad alles haben muss, um als verkehrssicher zu gelten, legt in Deutschland die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) fest. Vorgeschrieben sind zwei voneinander unabhängig wirkende und einwandfrei funktionierende Bremsen: eine am Vorder- und eine am Hinterrad. Auch Rücktrittbremsen sind erlaubt. Sie werden heutzutage allerdings kaum noch verbaut, da sie eine schlechtere Bremswirkung haben als Felgen- oder Scheibenbremsen. Pflicht ist auch eine gut hörbare Klingel.

Besonders wichtig ist für Radfahrende, dass sie sichtbar sind. Dazu gehört eine gute Beleuchtung. Erlaubt sind dynamo- und batteriebetriebene Modelle. Vorne müssen Fahrräder mit einem hell leuchtenden, jedoch nicht blendenden Scheinwerfer sowie einem weißen Reflektor ausgerüstet sein. Hinten sind ein rotes Rücklicht und ein roter Reflektor vorgeschrieben. Doch Finger weg von blinkenden Leuchten: Sie sind zwar recht weit verbreitet – doch erlaubt sind sie weder vorne noch hinten.

Auch die Pedale müssen mit Reflektoren ausgestattet sein. Um auch von der Seite gut gesehen zu werden, müssen zudem an Vorder- und Hinterreifen entweder jeweils zwei gelbe Katzenaugen montiert sein, die Reifen reflektierende weiße Streifen haben oder sämtliche Speichen mit Speichenreflektoren ausgerüstet sein.

Warnwesten oder Reflektoren an der Kleidung und am Helm sind sinnvoll, um bei Dunkelheit auf sich aufmerksam zu machen. Damit sollte man es allerdings nicht übertreiben. Denn wenn es an Rad und Körper überall wild blinkt und leuchtet, lenkt das Autofahrende unter Umständen eher ab.

Neben diesem Pflichtprogramm sind noch weitere Ausstattungen sinnvoll. Vor allem für Kinder ist ein Sicherheitslenker mit verdickten und weichen Enden empfehlenswert, er schützt vor Verletzungen bei einem Sturz. Ein Kettenschutz sorgt dafür, dass weite Kleidung nicht in die Fahrradkette gelangt und einen Sturz verursacht.

Radler sollten aber auch sich selbst schützen. Besonders wichtig ist ein Fahrradhelm, er kann bei einem Sturz schwere Kopfverletzungen verhindern. Eine Helmpflicht gibt es in Deutschland nicht, auch nicht für Kinder. Ein Helm schützt jedoch nur, wenn er korrekt sitzt und richtig eingestellt ist. Dafür muss er waagrecht am Kopf sitzen und den Schädel von der Stirn über die Schläfen bis zum Hinterkopf umschließen. Wer ihn zu weit in den Nacken schiebt, riskiert bei einem Aufprall eine Verletzung der Wirbelsäule. Vorne sollte der Helm ein bis zwei Fingerbreit über den Augenbrauen sitzen. Beim Kopfschütteln sollte er weder wackeln noch verrutschen. Die Helmgröße ist abhängig vom Kopfumfang. Für die Feinabstimmung kann der Kopfring des Helms in der Weite angepasst werden.

Den Helm sollte man nach fünf Jahren ersetzen, denn UV-Strahlung setzt dem Material zu

Die Gurtbänder seitlich vor und hinter dem Ohr sollten sich jeweils einen Finger breit unter dem Ohrläppchen treffen und dabei straff gespannt sein. Das Kinnband sollte so eingestellt sein, dass ein bis zwei Finger zwischen das geschlossene Band und Kinn passen. Ist der Kinnverschluss zu, darf sich der Helm nicht nach vorn vom Kopf abziehen lassen.

Fahrradhelme kosten zwischen 35 und 200 Euro. Günstige Modelle sind nicht unbedingt schlechter als teure, teilweise aber unbequemer und unkomfortabler in der Handhabung. Ein gewisses Sicherheitsniveau garantiert das europäische Prüfzeichen EN1078 und die CE-Kennzeichnung. Gute Helme basieren meist auf dem In-Mold-Verfahren, bei dem Schale und Hartschaum miteinander zu einem hochfesten Helmkörper verschweißt sind. Sie sind sicherer, leichter und langlebiger als verklebte Helme. Mehr als 200 bis 300 Gramm sollte der Helm nicht wiegen. Empfehlenswert sind außerdem Modelle mit wirksamen Lüftungsöffnungen und Luftkanälen auf der Helminnenseite.

Nach einem Sturz muss ein Helm ersetzt werden. Auch wenn er äußerlich unbeschädigt wirkt, schützt er nicht mehr einwandfrei. Generell sollte man einen Helm nach etwa fünf Jahren ersetzen, denn UV-Strahlung und andere Umwelteinflüsse setzen dem Material zu.

Seit einigen Jahren sieht man immer mehr Radler mit einem Airbag des schwedischen Herstellers Hövding um den Hals. Er gilt als sicherer als ein Helm, da er den Kopf viel weiter umschließt. Nach dem Einschalten registriert der Airbag sensorgesteuert die Bewegungen des Fahrers und öffnet sich bei einem Sturz laut Hersteller in 0,1 Sekunden – und erinnert dann an eine luftgefüllte ­Trockenhaube. Nach einem Unfall verständigt er via Bluetooth ausgewählte Kontakte. Das aktuelle Modell Hövding 3 ist mit rund 350 Euro deutlich teurer als ein Helm. Löst er einmal aus, muss der Airbag ersetzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen