das wird: Suche nach einem anderen Blick
Kunst aus Südostasien in der Bremer Weserburg
Ausstellung „Until we meet Again: Place Making in Southeast Asia“: 9. 9. 22 bis 12. 2. 23, Bremen, Weserburg/Zentrum für Künstlerpublikationen
Von Emma Rotermund
„I give up nothing“: Dieser Satz ist auf das Foto eines Jungen gedruckt, der von hinten zu sehen ist, vor einer Landschaft stehend. Die Postkarte ist Teil einer Serie von Angel Valesco Shaw: Unter dem Titel „Markets of Resistance“ setzt sich die philippinisch-US-amerikanische Künstlerin mit den Auswirkungen der Globalisierung und Kolonisierung der Philippinen auf die indigene Bevölkerung auseinander. Gezeigt wird „Markets of Resistance“ jetzt im Zentrum für Künstlerpublikationen in der Bremer Weserburg – als Teil der Ausstellung „Until We Meet Again. Place-Making in Southeast Asia“.
Diese zeigt zeitgenössische Künstlerpublikationen von südostasiatischen Künstler*innen und ist kuratiert worden von dem in Malaysia geborenen Künstler Heman Chong, der heute in Singapur lebt, und Anne Thurmann-Jajes, Leiterin des Zentrums für Künstlerpublikationen. Ausgangspunkt sei der Wunsch gewesen, sich von einem westlich zentrierten Blick auf die Kunst Südostasiens zu lösen, sagt Thurmann-Jajes. Jenseits von Stereotypen wollten Chong und sie selbst zeigen, wie es in den teilweise noch von kolonialer Herrschaft und diktatorischen Regimen geprägten Ländern aussieht. Die beteiligten Künstler*innen setzen sich mit der Zerstörung, aber auch mit der Kraft der Natur auseinander. Thematisiert werden auch die Auswirkungen des globalen Kapitalismus auf das Zusammenleben etwa in den Städten Südostasiens.
Der Fokus liegt auf dem Akt des Schreibens, was sich in verschiedenen gezeigten Textformen widerspiegelt: Kurzgeschichten, Artists’-Writing-Beispiele, aber auch Comics oder ein Kochbuch. Der Ausstellungsrundgang beginnt und endet in einem Raum zu Fiktion und Poesie; dort sind hauptsächlich eingescannte Seiten aus Künstler*innenbüchern zu sehen. Ein Teil der Ausstellung entstand in Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur: Hier werden Hörspiele abgespielt. Auch eine Schallplatte des thailändischen Künstlers Apichatpong Weerasethakul ist ausgestellt.
An die Publikationen zu kommen, sei häufig nicht ganz einfach gewesen, sagt Thurmann-Jajes, die selbst seit Jahren an der Erstellung einer Sammlung südostasiatischer Kunst arbeitet. Dass die Ausstellung nun in Zusammenarbeit mit Chong entstand, sei für viele der Künstler*innen eine Erleichterung gewesen: Er habe einen anderen Blick auf die Region.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen