Proteste gegen Mubarak-Urteil

ÄGYPTEN Gericht verurteilt kranken Exdiktator zu lebenslanger Haft und spricht hohe Sicherheitsbeamte frei. Die Tahrir-Bewegung ist wütend

KAIRO afp/taz | Nach dem Ende des Prozesses gegen den Clan des früheren ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak haben Tausende Ägypter gegen die herrschenden Militärs protestiert. Der Zorn der Demonstranten in Kairo und anderen Städten des Landes entzündete sich vor allem an den Freisprüchen für die Sicherheitsbeamten. „Wenn wir keine Gerechtigkeit für unsere Märtyrer bekommen, werden wir wie sie sterben“, skandierte die Menge auf dem Tahrirplatz.

Hunderte Menschen verbrachten die Nacht auf dem Tahrirplatz, um gegen die Urteile vom Samstag zu protestieren. Neben Mubarak hatte auch Exinnenminister Habib al-Adli wegen der Vorfälle Anfang 2011 lebenslange Haft erhalten, sechs hohe Sicherheitsbeamte wurden dagegen freigesprochen.

Das Gericht machte Mubarak verantwortlich dafür, dass Sicherheitskräfte 850 Demonstranten töteten, die von Ende Januar 2011 an 18 Tage lang auf dem Tahrirplatz im Zentrum Kairos und in anderen Städten Mubaraks Rücktritt gefordert hatten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe für Mubarak gefordert und kündigte Berufung an.

Der schwerkranke Mubarak hatte die Urteilsverkündung liegend verfolgt. Der Richter zeichnete die knapp 30-jährige Amtszeit des 84-Jährigen in düsteren Bildern. Er sprach über die Armut der Bevölkerung und würdigte die Demonstranten, die sich gegen Mubaraks Herrschaft aufgelehnt hatten. Mubarak zeigte keinerlei Regung. Die Anklage gegen Mubaraks Söhne Alaa und Gamal wegen Korruption wurde wegen Verjährung fallengelassen. Sie müssen sich jedoch bald in einem anderen Korruptionsverfahren verantworten. Auch Mubarak war wegen Korruption angeklagt, wurde von diesem Vorwurf aber freigesprochen.

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