Fischsterben in Fluss-Seitenarm: Tote Fische in Alter Oder
In Oder-Altarmen wurden erneut tote Fische gefunden. Doch ein Zusammenhang mit dem massivem Fischsterben im Hauptstrom gilt als unwahrscheinlich.

In Altarmen der Oder ist es offenbar zu weiterem Fischsterben gekommen. Am Sonntag warnte die Integrierte Regionalleitstelle Nordost vor Wasserkontakt. Die Gefahrenmeldung betrifft Gemeinden und Städte um die Wriezener Alte Oder. Medienberichten zufolge habe es auch auf polnischer Seite in einem Oder-Seitenkanal erneut tote Fische gegeben.
Dass das Fischsterben in den Altarmen direkt mit dem massiven Fischsterben der letzten Wochen zusammenhängt, hält Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei für unwahrscheinlich. Laut dem Ökologen sei es „ausgeschlossen“, dass Fischkadaver aus dem Oder-Hauptstrom in nennenswerter Menge in die Altarme eingetragen wurden. Zuvor warnten Wissenschaftler:innen vor auf dem Flussboden verwesenden Kadavern, die während der Fermentation Sauerstoff aufzehren. Die Verbindungen zu den Altarmen seien jedoch direkt nach Bekanntwerden der vermuteten Giftwelle geschlossen worden.
Auch die später identifizierte Alge Prymnesium parvum, die aufgrund erhöhter Salzfracht in der Oder wuchs und für Fische, Muscheln und Schnecken tödliche Toxine freisetzte, schließt Wolter als Grund für die toten Fische in der Wriezener Alten Oder aus. „Die giftige Alge braucht den hohen Salzgehalt, den es in den Alt-Armen nicht gibt“, sagt Wolter. Außerdem sei der größte Teil der Alge mittlerweile bereits durch die Oder abgeflossen.
Wahrscheinlicher sei ein Sauerstoffmangel, ausgelöst durch hohe Temperaturen, den verminderten Durchfluss von Frischwasser und die Blüte anderer Algen. Der gesamte Bereich um die Wriezener Alte Oder sei nährstoffreich und das Wasser stehe nahezu, sagt Wolter. Das seien gute Bedingungen für unterschiedliche Algenarten. Wie auch andere Pflanzen betreiben Algen Photosynthese und setzen Sauerstoff frei. Stirbt die Alge ab, zehrt sie jedoch den für die Fische überlebenswichtigen Sauerstoff aus dem Wasser auf.
Die Dimension und Ursache des neu aufgetretenen Fischsterbens seien nicht vergleichbar mit dem massiven Fischsterben der vergangenen Wochen, sagt Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne).
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung