Gerechte der Völker

Jad Vaschem hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, an den Holocaust zu erinnern. An der „Straße der Gerechten der Völker“ wird auch all jener Nichtjuden gedacht, die ihr Leben zur Rettung von Juden riskierten – entsprechend der jüdischen Überlieferung, nach der die Gerechten einen Platz im Himmel beanspruchen dürfen. Am 1. Mai 1962 wurde die „Straße der Gerechten“ auf dem Gelände der Gedenkstätte eingeweiht. Seitdem prüft ein Komitee alle Vorschläge, die aus der ganzen Welt eingehen.

Anfangs wurde für jeden Gerechten ein Baum gepflanzt, heute werden die Nichtjuden – nach ihren Herkunftsländern geordnet – auf schlichten Steinen in einem weitläufigen Garten geehrt. Viele der Retter haben Juden vor der Vernichtung bewahrt – der bekannteste dürfte der deutsche Unternehmer Oskar Schindler sein, dem Steven Spielberg mit „Schindlers Liste“ ein Denkmal gesetzt hat. Doch die meisten sind bis heute weitgehend unbekannt geblieben.

Der Stein mit den alphabetisch geordneten 410 deutschen Gerechten in Jad Vaschem beginnt mit dem Namen von Elisabeth Abegg (1882–1974). Die Lehrerin hat während der Nazi-Zeit in Berlin untergetauchte Juden versteckt und sie so vor der Deportation gerettet. Nicht nur in ihrer Wohnung beherbergte sie Verfolgte, sondern auch bei wissenden Freunden wie nichts ahnenden Nachbarn. Abegg besorgte gefälschte Papiere, beköstigte andere Untergetauchte mit einem kostenlosen Mittagstisch und gab deren Kindern privaten Schulunterricht.

Etwa 1.500 Juden konnten auch dank nichtjüdischer Hilfe in Berlin die NS-Zeit überleben, eine vermutlich noch größere Zahl Untergetauchter wurde von der Gestapo festgenommen und ermordet. Insgesamt wird in Jad Vaschem an fast 21.000 „Gerechte der Völker“ erinnert und ihre Lebensgeschichte aufbewahrt. Die meisten von ihnen stammen aus Polen. Eine umfassende Enzyklopädie der Gerechten ist in Vorbereitung. KLH