brief des tages
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Das Militärische im öffentlichen Diskurs

„Gutes Zureden reicht nicht“, taz vom 1. 7. 22

Ich habe vor 50 Jahren den Wehrdienst verweigert, weil jeder Krieg einen Rückfall in die Barbarei darstellt und dabei Menschenrechte auf schlimmste Weise verletzt werden. Daran würde ich mich niemals beteiligen. Wenn jetzt Intellektuelle, darunter nicht nur Harald Welzer und Juli Zeh, sondern auch Jakob Augstein und der taz-Autor Ilija ­Trojanow, Waffenruhe fordern, dann ver­dienen sie meinen Respekt. Statt sich inhaltlich mit den aufgeworfenen Fragen produktiv auseinanderzusetzen, werden die Unterzeichner abqualifiziert. Gutes Zureden reiche nicht, heißt es platt. Also besser ­schießen? Den Unterzeichnern geht es vor allem um eines, und sie werden damit hoffentlich nicht lockerlassen: Sie wollen deutlich machen, dass es nur einen Ausweg aus diesem mörderischen Krieg Putins in der Ukraine gibt, wie schwierig und holprig der auch immer sein mag – nämlich durch Diplomatie und nochmals Diplomatie. Es wird höchste Zeit, dass das Militärische im öffentlichen Diskurs endlich vom Sockel ­gestoßen wird.

Peter Lessmann-Kieseyer, Köln