Doppeltes Finale in Gladbach

Der Bökelberg gibt zum Abschied ein Benefiz für das Arbeitslosenzentrum Mönchen-Gladbach. Das kann Geld brauchen: Die psychosoziale Betreuung steht vor dem Aus

KÖLN taz ■ Eigentlich sollte es nur der Abschied vom altehrwürdigen Bökelbergstadion werden. Bevor in den nächsten Tagen die Abrissbagger anrollen, gibt es heute ab 14 Uhr das große „Finale auf dem Bökelberg“. Ein letztes Mal will man in Erinnerungen an die großen alten Zeiten des legendären Stadions schwelgen. Der Erlös des Benefizkonzerts (Eintritt 12 Euro, ermäßigt 5 Euro) geht an das Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach. „Die machen dort eine ungeheure Arbeit, die mit Geld gar nicht aufzuwiegen ist“, sagt Veranstalter Arnold Küsters über die Einrichtung. Jetzt wird das Finale allerdings auch zum Abschied für das Zentrum selbst: Denn die psychosoziale Betreuung der Mönchengladbacher Arbeitsloseneinrichtung steht vor dem Aus.

Der Sozialausschuss der Stadt beschloss am 16. Juni, den Vertrag über die Finanzierung des Beratungsangebots zum Jahresende auslaufen zu lassen. Sozialdezernent Michael Schmitz (CDU) begründet die Entscheidung mit gesetzlichen Erfordernissen. Das neue Sozialgesetzbuch II lege nun einmal fest, dass Menschen, die beispielsweise nur arbeitslos aber nicht auch noch drogen- oder spielsüchtig sind, kein Anrecht auf psychosoziale Beratung haben.

Beim Arbeitslosenzentrum zeigt man sich entsetzt. „Es kann nicht sein, dass jemand so weit unten sein muss, um sich an einen freien Träger zur Beratung wenden zu können“, sagt Jürgen Bahr vom Arbeitslosenzentrum. Die Stadt stehle sich aus ihrer Verantwortung. Für das Gladbacher Zentrum bedeutet die Entscheidung einen Einnahmeausfall von über 38.000 Euro in 2006 – fast einem Drittel der öffentlichen Zuschüsse. Das sei kaum zu verkraften, so Bahr, und werde eine drastische Verringerung der Angebote zur Folge haben. 3.268 Menschen nahmen die Beratungsmöglichkeiten der Arbeitsloseneinrichtung 2004 in Anspruch. Mit 15,2 Prozent hat Mönchengladbach eine der höchsten Arbeitslosenquoten in NRW. Dazu hat die Stadt die landesweit höchste Rate an Sozialhilfeempfängern.CHRISTIAN STEIGELS