Mit dem Fahrrad in die Waschstraße

Mit Bremens einziger automatischer Fahrradwaschstraße lasse sich kein Geld verdienen, sagt der Betreiber

Die Türen schließen sich und mit einem Ruck setzt sich die Anlage in Bewegung. Aus kleinen Düsen sprüht ein mit Putzmittel versetzter Wasserstrahl auf das Fahrrad, das Verkäufer Peter Prieser in eine Halterung gehängt hat – in die einzige Bremer Fahrradwaschanlage. Vier Euro kostet ein Waschgang in der Anlage, die einer Autowaschstraße ähnelt. Seit neun Jahren steht sie in einem Waller Fahrradhandel. Vor allem Stammkunden lassen ihre Räder dort reinigen.

„Unser ehemaliger Betriebsleiter hatte ein Faible für technische Neuerungen. Da haben wir damals diese Anlage für 60.000 Mark gekauft“, erzählt Prieser. Erfunden habe die Anlage ein Ingenieur aus Nürnberg, der aber relativ schnell habe erkennen müssen, dass sich die Anlagen nicht so recht verkauften. „Viele Maschinen dieser Art gibt es nicht in Deutschland“, sagt Prieser, für den die Waschanlage vor allem Service ist. „Geld verdienen kann man damit nicht“, meint er.

Das Fahrrad in der Anlage ist mittlerweile durch Bürsten gereinigt worden. Nun soll ein Gebläse den Drahtesel trocken fönen. Das gelingt nicht wirklich, Priesers Rad tropft noch, als er es nach dem sechsminütigen Waschgang aus der Anlage hebt. „Das geht eben nicht so einfach wie bei einem Auto, das doch mehr glatte Flächen hat“, sagt der 62-Jährige. Der Radler muss also nach wienern, um ein wirklich sauberes Fahrrad zu bekommen. „Viele Kunden machen das schon in Eigenregie“, sagt Prieser, der vor allem auf den eingebauten Filter hinweist, der das Schmutzwasser reinige. Dadurch gebe es nahezu keinen Wasserverbrauch.

Rund 2.000 Wäschen im Jahr absolviert die Anlage. „Sauber wird das Rad, und es ist nicht so mühsam als wenn man jede Speiche einzeln putzen muss“, meint Prieser, der eine Wäsche im Frühjahr und im Herbst empfiehlt. Nur verharzte Fett- und Ölrückstände schaffe die Maschine nicht, so der Verkäufer.

Warum sich die Fahrradwaschanlage nicht am Markt durchgesetzt hat, weiß man auch beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) nicht. In einem älteren Testbericht für mobile Waschanlagen, werden diese durchaus positiv bewertet. Dazu gibt es einen süddeutschen Anbieter, der automatische, mobile Fahrradwaschanlagen vertreibt.

„Vielleicht haben die Leute Angst, das Wasser in die Lager eindringt“, vermutet Jürgen Wiese vom ADFC in Bremen – eine Gefahr, die Peter Prieser ausschließt. Viele Menschen putzen ihr Fahrrad eben doch selbst oder lassen es dreckig – als Diebstahlschutz. Andere scheuten den Weg zur Waschanlage und legten lieber selbst Hand an die Putzlappen. Jürgen Wiese ist einer von ihnen. Zur idealen Pflege nimmt er ein herkömmliches Putzmittel und lässt dies ein paar Minuten einwirken. Wiese: „Danach genügt ein Eimer Wasser, und das Rad ist sauber.“ ky