berliner szenen: Üben für den Ernstfall
Wir haben in unserem Hausblock schon mal angefangen, für den Ernstfall zu üben. Montag und Dienstag von 8 bis 16 Uhr: kein Wasser. Irgendwas mit den Wasserzählern, an der Haustür hing ein Zettel. Dann also morgens’ne halbe Stunde früher zum See, damit danach genug Zeit bleibt. Für’ne schnelle Dusche, um die Balkonpflanzen zu gießen, noch mal aufs Klo zu gehen, Töpfe und Schüsseln und Flaschen mit Wasser zu füllen, den Teekessel auch. Es sollte schließlich 30 Grad geben, mindestens.
Natürlich hatten alle die gleiche Idee. Wasserdruck ab halb acht: mäßig bis mau. Für den Espressokocher hat’s noch gereicht. Noch mal kurz Teller, Tasse, Gläser sauber machen? Ach was, ab ins Spülbecken damit, muss warten. Aber was sich da den Tag über im Homeoffice im Klo anstaut, kann für die Rohre nicht gesund sein. Auf dem Land könnte man wenigstens eine Komposttoilette im Garten deponieren, für alle Fälle. Mal kurz gegoogelt, es gibt „biologische Sanitärflüssigkeit“, alles „100 Prozent natürlich“, mit Eukalyptusduft. Aber ins Prepping abrutschen, na ja, das war bislang keine Option, nicht mal in den ersten Pandemiewochen, wieso also jetzt damit anfangen.
Aber gut, okay, vielleicht wäre es sinnvoll, zumindest eine Portion Wasser im Haus zu haben. Wie viel auch immer als „Portion“ reicht. Die Checkliste vom Bundesamt für Katastrophenschutz sagt: „Trinken für zehn Tage“, „zwei Liter Flüssigkeit pro Person und Tag“. Das wären mehrere Kisten. Wohin damit? Ins Treppenhaus? Ein Freund hat sich wegen Stromsorgen schon zwei Solarpanels gekauft, für den Balkon.
Mittwoch, die Übung ist vorbei. Das Wasser läuft, normaler Druck, prima. Nur Heißwasser gibt’s nicht mehr. Maximal lauwarm. Vielleicht hat die Hausverwaltung ja schon auf Stromsparen umgestellt. Anne Haeming
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