meinungsstark
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Marie Christian Antoinette Lindner

„staatsschutz-wetter“, taz vom 23. 8. 22

„Was schreit das Volk nach Brot – soll es Kuchen essen“. Dass Marie-Antoinette diesen Satz wörtlich gesagt hat, ist historisch nicht klar belegt. Nicht umstritten ist aber, dass ihre persönliche Verschwendungssucht und Ignoranz angesichts des Hungers und der Verarmung die Ideen „Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit“ und damit das Entstehen der europäischen Demokratien im 18. Jahrhundert vorangetrieben hat. Dass Lindner gesagt hat: „Kein Geld für ÖPNV – sollen sie doch Porsche fahren “ ist sicher falsch. Dass seine Ignoranz gegenüber den Problemen unserer Zeit und sein Vorwurf von „Gratismentalität“ die Probleme der Mehrheit überhaupt nicht wahrnimmt, sicher richtig.

Natürlich ist dem FDP-Chef nicht das Schicksal von Marie-Antoinette zu wünschen. Allerdings wünsche ich ihm, dass seine Wählerklientel auf die Menschen reduziert wird, die ihre Steuererklärung in Vorstandsetagen und auf karibischen Inseln machen (lassen) und am meisten von seiner Politik profitieren. Kurt Lennartz, Aachen

Für ein kooperatives Wirtschaften

„Arbeiten fürs Gemeinwohl: Anders wirtschaften für den Wandel. Ökonomen untersuchen Firmen, die sich dem Gemeinwohl verschrieben haben. Sie sagen: „Kooperatives Wirtschaften“ muss bekannter werden“, taz vom 29. 7. 22

Lieber Manfred Ronzheimer, vielen Dank für den informativen Artikel! Kritisch anzumerken ist allerdings, dass auch hier mal wieder nicht sichtbar gemacht wird, dass neue Formen des Wirtschaftens gerade oft nicht darauf ausgerichtet sind, dass sie am „marktlichen Wettbewerb teilnehmen“, wie es das Zitat von Christian Lautermann nahelegt. Angesichts der starken Fixierung auf Marktmechanismen, die auch in vermeintlich sozial-ökologischen Kreisen leider immer noch dominant ist, ist es immer wieder wichtig darauf hinzuweisen, dass es Alternativen „jenseits von Markt und Staat“ gibt (siehe die Arbeit von Elinor Ostrom und Silke Helfrich). Die genannte Solidarische Landwirtschaft beruht ja gerade darauf: „Die kostendeckende Finanzierung der landwirtschaftlichen Erzeugung und verbindliche Abnahme der Erzeugnisse durch eine Gemeinschaft sorgen für eine Teilung von Verantwortung und Risiko und erhöhen die Versorgungssicherheit. Hierdurch entstehen Unabhängigkeit vom Markt und neue Entwicklungsmöglichkeiten.“

Johann Steudle (Commons-Institut), Berlin

Die Wärmepumpen-Euphorie

„Gaskrise in Deutschland: Boom der Wärmepumpen. Verkaufszahlen und Interesse an den klimafreundlichen Heizungen steigen stark. Doch um die Ziele der Regierung zu erreichen, muss noch viel passieren“, taz vom 19. 8. 22

Ich muss als Ingenieur und Realist der Physik leider etwas Wasser in den Wein der Wärmepumpen-Euphorie schütten und dem Herrn der Dena (Deutsche Energieagentur) vehement widersprechen. Eine Wärmepumpe und ihre kostspielige Investition machen wirtschaftlich und energetisch nur Sinn, wenn die Jahresleistungszahl zwischen 3 und 4 liegen wird. Allein eine Situation, wenn ein direkter Zusatzheizer bei Frosttemperaturen nötig wird, macht jede Relevanz einer Wärmepumpe zunichte, denn dann ist man in einer Situation, dass man auch Heizlüfter verwenden könnte – dafür braucht man aber nicht zuerst Zehntausende von Euro investieren. Es ist vor dem Anfang eines Projektauftrags sicherzustellen, dass die Heizungsvorlauftemperaturen gerade bei Hochtemperaturpumpen für Altbauten so weit wie möglich unter 50° C bleiben müssen, weil sonst das Produkt nicht die erforderliche Effizienz erreicht und somit kostenfreundlich bleibt. Ein bisschen Nachbessern mit Fenstern und leistungsfähigeren Heizkörpern ist da sicher nicht ausreichend. Ein seriöser Energieplaner ist das A & O für die Entscheidung Wärmepumpe im Altbau, für ein „Geht“ oder „Geht nicht“. Man sollte außerdem jetzt schon mit kommenden Strompreiserhöhungen rechnen – wer Photovoltaik und eine thermische Solaranlage besitzt, hat gute Voraussetzungen. Harald Heinz, Ensdorf