Souks

Buchtipp

Souks – das sind die orientalischen Märkte in der arabisch-muslimischen Welt. Es sind Labyrinthe von weit verzweigten, engen, meist überdachten Gassen abseits vom Autoverkehr. Geschlossene Mikrokosmen, die „ein Feuerwerk der Gerüche, Farben und Aromen“ verströmen. Kurz: das Gegenbild zu den globalisierten Einkaufswelten mit ihren aseptischen, austauschbaren Shoppingmalls und ihren immer gleichen Markenangeboten von Giorgio Armani bis Louis Vuitton.

Das scheinbare Chaos der Souks hat seine festen Regeln: Die Handwerkerzünfte und Berufszweige haben in bestimmten Gassen und Quartieren ihren angestammten Platz, die edlen Gewerbe rund um die große Moschee, die unreinen Aktivitäten am Rand. „Die Anordnung des Souks ist kein spontanes Werk, das sich aus dem zufälligen Nebeneinander der Geschäfte und Betriebe ergibt, sondern ein als Lebensraum entworfenes, harmonisches Ganzes.“ Die Autorin Claudie Baran und der Fotograf Erik Bonnier nehmen uns mit auf eine Bilderreise nach Marrakesch und Sanaa, nach Tripolis und Kairo, nach Aleppo und Ghardaia.

Sie zeigen das Gewerbe der Gerber in Fes und die der Glasbläser in Kairo, sie porträtieren den obersten Repräsentanten der Gilde der Fesmacher in Tunis und den besten Patissier im libanesischen Saida, sie machen uns mit den vom Rauschmittel Khat geprägten Souk-Alltag in Sanaa vertraut und der hohen Handwerkskunst der Einlegearbeiten in Damaskus. Sie führen uns in den Souk der Magier, wo es das komplette Sortiment traditioneller Arzneien mit ihren mal heilenden, mal aphrodisischen Kräften gibt. Der Band verführt und animiert dazu, die Souks leibhaftig zu besuchen. Nur die von Mossul und Bagdad sind zurzeit wohl noch außer Reichweite. GÜNTER ERMLICH

Claudie Baran: „Souks. Märkte und Basare von Aleppo bis Sanaa“. 220 Farbfotos von Erick Bonnier. Christian Verlag, München 2004, 176 S., 39,90 €