Marcus Woeller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die Phosphorköpfe haben ihre Abfackelung gut überstanden. Abgebrannt, aber physiognomisch unverändert, grinsen sie von überlebensgroßen Zündhölzern, die in Friedrich Kunaths Ausstellung herumliegen, wie von riesenhaften Rauchern zurückgelassen. Traut man dem Titel der Schau, darf man das Sterben getrost als bloße Episode ansehen: „Things We Did When We Were Dead“. Wir werden also dereinst gelassen zurückblicken auf unseren Tod als einer ebenso grotesken Situation wie unser Leben. In der Galerie BQ hat Kunath Skulpturen, Objekte und bizarre Gemälde installiert, zusätzlich bespielt er noch den Pavillon der Volksbühne gegenüber. Hier kondensiert sich seine unerschrockene Todesahnung am deutlichsten. Zwei Grabkreuze halten sich eng umschlungen, der mit Jeansflicken bezogene Sarg wartet auf die Bestattung, in einem Wandbild telefoniert der bereits skelettierte Verstorbene noch. Und doch bleiben wohl Zweifel an Jenseits und Post-Jenseits, wenn eine Neoninschrift fragt: If you leave me can I come too?   Joseph Marioni hat mit solch inhaltlicher Diesseitigkeit in seinen Gemälden längst abgeschlossen. Der Vertreter der New Yorker Bewegung des Radical Painting malt gegenstandslose Farbräume, aus vielen Lasurschichten aufgebaute, monochrome „Paintings“, die allein dem Licht huldigen. Sofort klar wird das in einem großformatigen, strahlend gelben Gemälde. Doch auch die drei weniger grellen Tafeln, die zurzeit in der Hengesbach Gallery ausgestellt sind, setzen sich mit diesem Grundthema der Malerei auseinander. Auf das Dunkel eines roten oder tiefblauen Gemäldes muss sich das Auge erst einstellen, um Nuancen zu erkennen. Unser suchender Blick muss sich Zeit nehmen und tief in die Pigmentschichten eintauchen, um das Licht auch aus der Farbe zu befreien.

■ Friedrich Kunath, „Things We Did When We Were Dead“ noch bis 30. 6., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie BQ, Weydingerstr. 10 ■ Joseph Marioni, noch bis 19. 7., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Hengesbach Gallery, Charlottenstr. 1