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Wenn einem für nur neun Euro die Physik erklärt wird

Bremen-Mitte,

18.300 Ein­woh­ne­r*in­nen. Vom Hauptbahnhof zum Rathaus sind es etwa 900 Meter zu Fuß, dort findet sich auch die Bronzeplastik der Bremer Stadt­musi­kan­ten. Ein nicht nur touristisches Highlight in Bremen.

Immer, wenn man denkt, man sei oberschlau, sind Zweifel angebracht. Zum Beispiel, wenn man – wie ich neulich – an einem Samstag per 9-Euro-Regio von Hamburg nach Bremen fährt, gleich um 8.15 Uhr. Voll war es wirklich nicht, aber was ich nicht bedacht hatte: die verrinnende Zeit. Bei der Ankunft war es ja schon 9.24 Uhr und die Bremer längst munter – vor allem diejenigen, die in meinem Regio-Pendelzug nach Hamburg wollten. Sie drängten als kompakter Klumpen hinein, als wären wir gar nicht da. Dabei haben wir doch alle in Physik gelernt: Wo ein Körper ist, kann kein anderer Körper sein. Unter Wutgebrüll gelang es uns auszusteigen, aber verstanden habe ich es bis heute nicht: Wo hätten sie sitzen wollen, wenn wir Hamburger im Zug geblieben wären? Oder war ihnen nach einer kleinen Schlägerei zumute? Fühlen sie sich gar einsam, wollten mit uns gemeinsam reisen?

Auf der Rückfahrt war ich (ober)schlauer und nahm den IC. Und was fand ich vor? Erneute Massen, diesmal angereichert um drei muntere Kegelklubs. Von hinten trat ein Kind stetig gegen meinen Sitz, mir direkt ins Kreuz.

Als ich es bat aufzuhören, sagte die Mutter, ich sei ein Kinderfeind. Petra Schellen