Osman Engin
Alles getürkt
: Osman allein im Cockpit

Im Flugzeug mache ich mir vor Angst immer in die Hose“, stottere ich.

„Es sind fast immer die Männer, die die Hosen voll haben. Aber Sie können nach vorne zu dem Piloten gehen. Das hilft fast immer“, sagt die Stewardess.

Oh Gott, diesmal will der Kapitän es mir persönlich sagen, dass wir gleich für immer im Himmel sind!

„Guten Tag“, empfängt mich der Chefpilot.„Sie brauchen keine Angst zu haben. Flugzeuge sind die sichersten Verkehrsmittel der Welt.“

„Und runter kommen sie auch immer“, macht sein Co-Pilot den dämlichsten Witz, den ich kenne.

„Setzen Sie sich mal hier vorne hin“, bietet der Pilot mir seinen Sessel an.

Es ist unglaublich! Ich sitze mittlerweile sieben Sekunden auf dem Pilotensessel, und wir sind immer noch nicht abgestürzt.

„Jetzt habe ich die Macht“, rufe ich.

„Nein, ich habe die Macht“, ruft hinter mir jemand und hält mir eine Waffe an den Kopf. „Wir entführen diese Maschine nach Albanien! Hoch lebe Enver Hodca!“

„Bitte erschießen Sie mich sofort, ich will da nicht hin und diesen Hodca kenne ich doch gar nicht!“

„Nur der Pilot bleibt hier! Ihr beiden kommt jetzt mit nach hinten zu meinen Kameraden“, befiehlt der Terrorist.

„Ich bin doch nicht der Pilot“, jammere ich.

„Keine Widerrede! Tun Sie, was ich sage!“, brüllt der Terrorist.

„Bleiben Sie einfach so sitzen, der Autopilot macht schon alles“, flüstert mir der Kapitän zu.

Bei Allah, das glaubt mir keiner! Grade noch hatte ich ganz normale Flugangst wie jeder andere und machte mir in die Hose. Jetzt hocke ich in 11.000 Meter Höhe mutterseelenallein im Cockpit einer nach Albanien entführten Maschine. Über den Kopfhörer höre ich einen gewissen Herrn Tauwa was auf Englisch rufen.

„Ei äm Osman. Ich nix Pilot! Dis is wan Kitnäpping“, rufe ich in fließendem Englisch zurück.

„Ar yu russisch Pilot?“, fragt mich Herr Tauwa über den Kopfhörer.

„Ei äm no Pilot! Ei äm Passenger very very Angst. Deswegen kaming hier in Cockpit. Aber hier very alleine. Kevin allein in home, Osman allein in Cockpit!“

„Ar yu äfrikän Pilot?“ fragt der Kopfhörer.

„Ei äm nix Pilot, Herr Tauwa! Muss denn jeder, der ein läppisches Flugzeug fliegt, gleich Pilot sein?“

„Yu ar very gut Pilot“, versucht er mich aufzumuntern.

„Ei äm nix Pilot, verdammt nochmal! The Pilot is going nach hinten änd is nicht wiederkaming. The Situeyschin is very very Scheiße! Dis is wan Kitnäpping. The Gängster denkt ei äm Pilot. Yu denk auch ei äm Pilot. Ei äm aber nix Pilot! Ei äm Osman. Und ei äm very Angst. Stuardes gesagt, kaming Kokpit. Ei äm gesagt, no no, nix interesse. Ei äm aber dann doch kaming, jetzt is the Kacke am dampfing! Ei äm the Vogel gleich notlanding!“, rufe ich.

„Yu ar nix Notlanding, ei äm doch kaming“, höre ich die Stimme des Piloten direkt hinter mir.

„Yu ar ..., ich meine, haben Sie den Funkverkehr mitgehört?“, frage ich erleichtert, und mir fallen pyramidengroße Steine vom Herzen.

„Nicht nur wir, sondern alle Passagiere haben mitgehört“, lacht der Chefpilot. „Sie sprechen ja ein herrliches Englisch. Mit unserem Chefsteward Wolfgang zusammen spielen wir dieses kleine Theaterstück mit jedem, der Angst vorm Fliegen hat. Dis wirking Wonder!“