Ärger mit dem Exchef

SEIFENOPER Das „Netzwerk Recherche“ kommt nicht zur Ruhe. Den neuesten Ärger verursacht eine E-Mail unklaren Ursprungs

Das Beste an einer Abizeitung ist traditionell das Beziehungsdiagramm: Wer mag wen? Wer hat was gegen wen? Wo gab es mal Streit?

Vielleicht wäre das auch die letzte Darstellungsform, die dem „Netzwerk Recherche“ gerecht würde, dem prominenten Zusammenschluss investigativer Journalisten.

Am Wochenende rutschte dem Vorsitzenden Oliver Schröm (Stern) ein Rechtspopulist aus der Schweiz ins Programm der Netzwerk-Jahrestagung, dieser durfte gar die medienwirksame Laudatio auf den „Informationsblockierer des Jahres“ halten. Ein echter Lapsus – zur Freude jener, die noch eine Rechnung mit Schröm und seinem Vorstandkollegen Markus Grill (Spiegel) offen haben.

Neuster Aufreger ist ein vom Branchendienst Meedia veröffentlichter Mailverkehr zwischen Thomas Leif, Gründer und ehemaliger NR-Vorsitzender, der sich seit letztem Jahr von der Spitze seines Vereins weggeputscht fühlt, und einem Professor aus Wiesbaden, Rüdiger Pichler. Pichler hatte dem neuen Vorstand im Februar kritische Fragen gemailt, auf die Schröm mit einem Anruf reagierte. Pichler wies ihn ab, er bestand auf der Schriftform. Die von Meedia veröffentlichten Mailpassagen legen nun nahe, Leif habe Pichler Fragen eingeflüstert, was Leif auf taz-Anfrage mit dem Hinweis quittiert, er kommentiere keinen privaten Mailverkehr. Pichler bestätigt den Kontakt zu Leif, die Fragen interessierten ihn jedoch auch persönlich, er warte weiter auf eine Antwort.

„Mir geht es um eine sachliche Klärung“, sagt Pichler. Er stehe Leif durchaus kritisch gegenüber, erkenne aber dessen große Leistung um „Netzwerk Recherche“. Womit er nicht abstreitet, dass Leif souffliert hat. Ebenso wenig streitet Pichler ab, dass er selbst die Soufflage enthüllt hat und Leifs Mail weitergab. FLX