Eads: Kampf um die Macht entschieden

Der deutsch-französische Konzern wird weiter von einer Doppelspitze geführt. Die Tochter Airbus leitet künftig ein Deutscher. Die neuen Manager, einer von ihnen „Major Tom“ genannt, werden vor allem das Rüstungsgeschäft von Eads stärken

VON STEPHAN KOSCH

Der monatelange Streit um die Führung beim deutsch-französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Eads ist beendet. Der Franzose Noël Forgeard, bislang Chef der Eads-Tochter Airbus, und der bisherige Leiter der Rüstungssparte, der Deutsche Thomas Enders, werden als Co-Vorstandschefs den Konzern in den kommenden fünf Jahren führen. Neuer Airbus-Chef wird Gustav Humbert. Damit übernimmt erstmals ein Deutscher die Airbus-Führung.

Die Namen der neuen Chefetage, die Eads am Samstag bekannt gab, überraschen nicht. Alle drei Manager waren für die Posten seit Wochen im Gespräch. Dennoch wurde viel um die Neubesetzung gestritten. Zwischenzeitlich mussten sogar die Chefs des Verwaltungsrats, Manfred Bischoff und Arnaud Lagardère, sonst eher für die Kontrolle des Vorstands zuständig, die operative Führung übernehmen.

Hintergrund des Streits ist die Aktionärsstruktur von Eads. Die größten Anteilseigner von Eads sind die DaimlerChrysler AG mit 30 Prozent und die französische Seite mit dem Luftfahrtkonzern Lagardère und dem französischen Staat mit jeweils 15 Prozent. Das Machtgefüge beim deutsch-französischen Konzern mit mehr als 30 Milliarden Euro Umsatz und rund 110.000 Mitarbeitern ist daher sorgsam austariert.

Das führe allerdings zu komplizierten und langwierigen Entscheidungsstrukturen, bemängeln Kritiker. Einer von ihnen ist Noël Forgeard, der Branchenkreisen zufolge bereits im vergangenen Jahr vorschlug, die bisherige Doppelspitze aufzulösen und ihn als alleinigen Chef zu inthronisieren. Zudem berichteten Medien darüber, dass Forgeard auch als Eads-Chef weiterhin die Geschicke bei Airbus lenken wolle. Ein anderer Streitpunkt ist die von Forgeard angestrebte Fusion mit dem französischen Rüstungskonzern Thales, die DaimlerChrysler ablehnt.

Auf den ersten Blick hat Forgeard bei dem nun gefunden Kompromiss einige Niederlagen hinnehmen müssen. Es gibt weiterhin eine Doppelspitze. Und mit dem zwölf Jahre jüngeren Enders, der wegen seiner Willensstärke und Vergangenheit als Fallschirmjäger bei Eads „Major Tom“ genannt wird, hat Forgeard einen mächtigen Gegenpol bekommen, der das Rüstungsgeschäft des Konzerns stärken dürfte. Strategisch dürfte Enders auf die Systemintegration über alle Rüstungsbereiche, den Bau von Drohnen und den Ausbau der Verteidigungselektronik setzen. Zudem strebt „der Atlantiker“ Partnerschaften mit US-Konzernen an, um auf dem weltgrößten Rüstungsmarkt USA Boden zu gewinnen.

Zudem geht die Führung von Airbus erstmals an einen Deutschen. Der gelernte Ingenieur und frühere Leiter des Hamburger Airbus-Werks gilt im Vergleich zu Forgeard weniger als charismatischer Firmenlenker, sondern als sorgfältiger Analytiker und ausgleichender Charakter.

Gerade letztere Eigenschaft kann er in Zukunft gut gebrauchen, denn auf Airbus könnten Entschädigungszahlungen zukommen. Das Mammutprojekt A 380, der die Boeing 747 als größtes Passagierflugzeug der Welt ablöst, hat Probleme bei der Verkabelung und Ausstattung der Kabinen, sodass die Maschinen erst bis zu sechs Monate später ausgeliefert werden als geplant. Darüber hinaus könnte auch der eskalierte Streit zwischen den USA und Europa um milliardenschwere Subventionen für ihre Flugzeugbauer seinen Amtsantritt belasten.

Eads ist der weltweit größte Hubschrauberhersteller und über ein Gemeinschaftsunternehmen der führende internationale Lenkflugkörperproduzent der Welt und zudem der größte Partner im Eurofighter-Konsortium.