: Nicht nurein bisschen wie ganz große Oper
Pomp und Pathos: Iron Maiden spielt in Bremen
Iron Maiden: „Legacy of the Beast“, Open Air, Bürgerweide Bremen, Mittwoch,20. 7., 17.30 Uhr. Bei Lautstärkenwerten von bis zu 124 dB auch in den angrenzenden Stadtteilen gut hörbar.
Von Andreas Schnell
Sie kennen das: Wenn eine Band seit Jahrzehnten im Geschäft ist, schleicht sich mit der Zeit oft eine gewisse Redundanz ein. Treue Fans kaufen zwar unverzagt auch neuere Alben, aber eigentlich und vor allem auf Konzerten geht es dann eben doch um das erprobte Repertoire, also die Klassiker. Wenn es dann auch noch um Heavy Metal geht, stehen stets Pomp und Pathos auf dem Programm, und gestorben wird zumindest in den Texten zuverlässig – kurz: Eigentlich ist es nicht nur ein bisschen wie in der großen Oper. Und die Band, die das wahrscheinlich am vollendetsten verkörpert, ist die britische Band Iron Maiden.
Vor 40 Jahren, in Pop-Zyklen gedacht also vor einer halben Ewigkeit, erschien „The Number Of The Beast“, das erste Album der Band mit Heldentenor Bruce Dickinson. Es war der Beginn einer wunderbaren Weltkarriere und ein Album, das das Metal-Genre mit ausgefuchsten Kompositionen, technischer Virtuosität und Texten um Krieg, Geschichte und Mythologie ganz wesentlich formte. Nicht zuletzt stehen Maiden, wie Fans sie schlicht nennen, für die Abkehr vom Blues, dem noch die Väter des Genres wie Black Sabbath und Deep Purple ausgiebig huldigten, hin zu klassischen Skalen und Harmonien. Dazu wird dann so hingebungsvoll wie virtuos gegniedelt, während Heldentenor Bruce Dickinson vom unaufhaltbaren Untergang singt.
Was seither geschah, ist kein Geheimnis, aber im Grunde auch nicht so wichtig: Zwischendurch war Dickinson ein paar Jahre ausgestiegen – was beiden Parteien nicht besonders gut tat. Seit 1999 ist er wieder dabei, und Iron Maiden sind längst zu einer scheinbar unzerstörbaren Marke geworden. Neue Platten bräuchte es da eigentlich gar nicht. Allerdings ist „Senjutsu“ (was auf Japanisch wohl etwas wie Strategie und Taktik bedeutet), das im vergangenen Jahr erschienene, mittlerweile 17. Studioalbum der Band, alles andere als übel. Es entwickelt das musikalische Konzept behutsam weiter, bewahrt dabei aber den Markenkern: Die Stücke sind gewohnt episch, wenn nicht noch epischer als früher, während Dickinsons würdevoll gealterte Stimme (immerhin ist er beinahe 64 Jahre alt) von Weltenbränden kündet.
Aber am Ende ist es dann wohl doch wie in der Oper: Das große Publikum kommt vor allem der Klassiker wegen, das zeitgenössische Repertoire bleibt eher Liebhaber*innen vorbehalten, auch wenn es bei Iron Maiden die tonale Welt dann doch nicht von den Füßen auf den Kopf stellt.
Allerdings: Noch etwas ist anders. Während sich die Theaterwelt seit Jahren Gedanken macht, wie sie das Musiktheater zukunftsfähig machen kann, scheint die Welt des Heavy Metal eine heile zu sein: Die 35.000 Karten für das ursprünglich schon für 2020 geplante und zweimal verschobene Bremer Konzert von Iron Maiden, sind seit Langem ausverkauft.
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