brief des tages
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Eine ausgeglichene Ökobilanz?

„Kein Soja ohne Regenwald“, taz vom 29. 6. 22

Etwa die Hälfte des in Deutschland produzierten Schweinefleisches geht in den Export. Die Schweine des berühmten, herkunftsgeschützten „Parmaschinkens“ und des „Südtiroler Specks“ standen überwiegend in nordeuropäischen Ställen. Mit steigendem Wohlstand steht Fleisch vermehrt auf dem Speiseplan der Chinesen – auch aus Deutschland. Mit Futter aus dem Ausland, großunternehmerfreundlicher Politik, Behörden, die bei Missständen und Ausbeutung in Großschlachthöfen jahrzehntelang wegschauten, Gesetzen, die kleinen Schlachtstätten keine Chance lassen, Tierwohlgesetzen, die erst irgendwann in ferner Zukunft greifen, ist Deutschland zu einer großen Fleischfabrik für die Welt geworden. Den deutschen Verbraucher mit seinem Kaufverhalten für diese Misere verantwortlich zu machen, ist bewusst irreführend – worauf er verzichtet, wird trotzdem produziert. Früher hat ein Bauernhof so viele Tiere gehalten, wie er ernähren konnte, das nennt man eine ausgeglichene Ökobilanz. Nun werden bei uns Tiere mit importiertem Futter gemästet und exportiert. Antje Heimerl, Warmensteinach