Führer mit Falten

Kremlastrologen der Wahrheit fast erschüttert

Alltagsfoto: ap

Erschrocken, ja fast ein wenig erschüttert waren wir, als wir am Dienstag das Foto der Nachrichtenagentur AP betrachteten, das den russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin bei einem Termin im Kreml am Montag zeigte: So lustlos, beinah bekümmert, ja fast schon melancholisch hatten wir alten Kremlastrologen den neuen Zaren noch nie gesehen. Den sonst so eiskalten Blick auf eine unscharfe Ferne gestellt. Die hohe Stirn des gewöhnlich ausdrucksarmen, teigigen Gesichts in tiefe Sorgenfalten gefurcht. Die einst kraftvolle Gestalt nicht mehr straff, sondern kaum merklich zusammengesunken im Arbeitsstuhl, als ob eine große Last auf den immer zarter wirkenden Schultern des Herrn aller Reußen liegt. Als ob das Kriegführen schon gar keinen Spaß mehr macht. Als ob die Erfolgserlebnisse fehlen bei der anstrengenden Arbeit als Weltenlenker. Die man immer nur macht für andere, nur für andere, nie für sich selbst. Und wer dankt es einem? Niemand! Alle mäkeln und mosern tagein, tagaus an einem herum. Und niemals wird man gelobt. Wie das eben so ist, in diesem ganz normalen Alltag im Leben eines brutalen und blutigen Schlächters.