Neuanfang für die „Trümmertruppe“

Das umstrittene Team von Dr. Michael Birkholz wird ab Juli wieder die ärztliche Beweissicherung für die Polizei übernehmen. Kollegen und Politiker zweifeln, ob sein Personal qualifiziert genug für die anstrengende und aufreibende Arbeit ist

bremen taz ■ Er ist wieder da: Michael Birkholz wird ab Juli wieder die ärztliche Beweissicherung für die Polizei übernehmen. DasTeam des 55-Jährigen wird Betrunkenen Blut abnehmen, Leichen an Fundorten untersuchen und Gutachten zu Gewalttaten erstellen.

Damit tritt Birkholz, der gleichzeitig das Institut für Rechtsmedizin im Klinikum Mitte leitet, die Nachfolge von Monika Haenelt an, die nach einem halben Jahr den Zusatzjob wieder aufgibt. Die Ärztin hatte die ärztliche Beweissicherung zuvor von Birkholz übernommen, weil die Polizei nicht mehr mit der Arbeit des Rechtsmediziners zufrieden war. Birkholz habe sich nicht mehr mit Polizeipräsident Eckhard Mordhorst verstanden. „Da hat der eine dem anderen sein Lieblingskind weggenommen und es Dr. Haenelt gegeben“, sagt einer, der es wissen muss. Und ein anderer erklärt, Birkholz’ Arbeit sei zu teuer gewesen, außerdem seien zu viele Fehler passiert. Ein Rechtsmediziner, der mittlerweile nicht mehr für Birkholz arbeitet, hatte im vergangenen Dezember einem Afrikaner zwangsweise ein Brechmittel verabreicht. Der Mann war ins Koma gefallen und einige Tage später gestorben.

Nun ist Birkholz wieder gefragt. Er habe das günstigste von drei Angeboten vorgelegt, Gerichtsmediziner an Tatorten brächten Erfolge für die Ermittlungen, sagt Holger Mönch, der die Ausschreibung organisierte. Das sei eine Lösung in einer Hand. Man habe aus der Geschichte gelernt.„Wir haben eine Sonderklausel, die es uns ermöglicht einzelne Ärzte abzulehnen“, so der Leiter der Präsidialabteilung weiter. An Birkholz’ Kompetenz und Arbeitsweise gebe es keinen Zweifel.

In Medizinerkreisen sehen das manche anders. Birkholz’ Vorgängerin nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Zusammenarbeit sei schwierig gewesen, ständig seien etwa ihre Leichenschauen kritisiert worden, weil die Körper in Birkholz’ Institut gelandet seien. „Wegen Nichtigkeiten ist mir der Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts in den Rücken gefallen“, sagt Haenelt, die den Job aufgab, „weil er sich aus steuer-finanziellen Gründen für mich nicht mehr gelohnt“ habe. Nach unbestätigten Zahlen soll Birkholz für seine private Zusatztätigkeit in der ärztlichen Beweissicherung um die 250.000 Euro im Jahr bekommen.

Große Sorgen machen sich Mediziner und Politiker um das Potenzial von Birkholz’ Team, das in Polizeikreisen schon mal als „Trümmertruppe“ charakterisiert wird. Birkholz arbeite mit „billigen“ Ärzten aus Osteuropa, über deren fachliche Qualifikation Zweifel bestünden, so der Vorwurf. „Es kommt darauf an, dass Birkholz’ Personal die Qualität aller medizinischen Anforderungen besteht. Das ist der Knackpunkt“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Matthias Güldner.

Da Birkholz gestern nicht erreichbar war, äußerte sich der Abteilungsleiter Gerichtliche Medizin des Instituts für Rechtsmedizin. „Nachdem zwei Kollegen entlassen werden mussten, haben wir hier ein Team von sechs Leuten – das Minimum für die ärztliche Beweissicherung“, sagt Olaf Cordes. Heute soll es weitere „Feinabstimmungen“ über die Zusammensetzung des Personals geben. ky