SOUNDTRACK

Architektur war für Schopenhauer nichts weiter als gefrorene Musik. Und vielleicht würde Anna Ternheim heute ihre Musik in Gebäuden gefrieren lassen, wäre das alles so einfach. Aber Architektur, das bräuchte Leidenschaft – und ist verdammt harte Arbeit. Damit die Schwedin dafür motiviert genug wäre, müsste schon etwas passieren. Unvorstellbar, was das sein könnte. Und so errichtet Ternheim statt steinernen Brücken über reißende Ströme etwas ganz Ähnliches: musikalische Brücken über die Abgründe der Liebe. Die sind meist zerbrechlich und schwer, aber sie führen auf die andere Seite. Auch wenn man da allein ist. Im letzten Winter ist Ternheims drittes Album „Leaving On A Mayday“ erschienen. Für die Schwedin selbst ein „asketisches“ Album, „eine schmutzige weiße Feder“. Im Gegensatz zum Vorgänger: ein „schwarzer, glänzender, schwerer Stein“. Es macht eben einen Unterschied, welches Baumaterial man verwendet. Für Musiker genauso wie für Architekten. Mo, 14. 9., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36 Im Umgang mit den verschiedensten Materialien, genauer: Stoffen, haben auch die australischen Curso ov Dialect, die am Freitag im Hafenklang zu Gast sind, ihre Erfahrungen gemacht. Einen „nicht-homogenisierten Teppich aus Kultur“ knüpfen die fünf Hip-Hopper vor ihren unterschiedlichen Hintergründen: Malta, Mazedonien, Pakistan, Maori-Neuseeland, Indien/USA. Hip-Hop als Weltmusik. Dabei haben sich in den anfangs bierernst gemeinten Multi-Kulti-Message-Rap von MC Raceless, MC Vulk Makedonski, den Sängern Aturungia a.k.a. „nothing“ und August the 2nd sowie ihrem DJ Paso Bionic schon bald comichafte Züge geschlichen: Kostüme, die ethnische Klischees karikieren, brachiale Trickfilmsequenzen, Volksmusik, Hippie-Gitarren, Englisch mit allen erdenklichen Akzenten. Morgen treffen sie damit auf kongeniale Kollegen von anderen Kontinenten: den US-Amerikaner Oddateee und den Südafrikaner Ben Sharpa. Fr, 11. 9., 21 Uhr, Hafenklang (Goldener Salon), Große Elbstraße 84 MATT