brief des tages
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Aus für Kleinwasserkraft?

„Fließgewässer nutzen. Bundesregierung will der Kleinwasserkraft die Förderung streichen“, taz vom 5. 7. 22

In diesem Debattenbeitrag wird gegen das Ende von Subventionierungen der Kleinwasserkraftwerke in Deutschland argumentiert – als sei der Kulturaspekt einer Technologie ein schwerwiegenderes Argument als der wirkliche Nutzen als Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawandels. Symptomatisch dafür sind Aussagen wie: „Die Kleinwasserkraft ist ein Stück Landesgeschichte. Ein Stück Industriegeschichte. Auch ein Stück Kulturgeschichte. Wer sie abschießt, zerstört damit vor allem in den südlichen Teilen des Landes ein Stück regionaler Identität.“

Die Frage nach Maßnahmen gegen die Erd­er­hitzung sollte aber nicht auf Grundlage von Kultur beantwortet werden, bei kleinen Wasserkraftwerken genauso wenig wie bei Kohlekraftwerken oder Verbrennungsmotoren, sondern auf Grundlage von wissenschaftlichen Daten und unter Berücksichtigung sozialer Folgen. Unter diesem Gesichtspunkt könnte sonst auch für Kohlekraft im Ruhrgebiet und das deutsche Auto argumentiert werden, bekanntermaßen beides ökologische Katastrophen.

Lukas Weck und Vincent Föhrenbacher, Köln