verstaubte Schulen
: Jetzt bloß kein Paniklüften

Der Feinstaub hat eine typische Karriere hinter sich. Noch vor ein paar Monaten waren alle Zeitungen voll der mutmaßlich Krebs erregenden Partikel, dann interessierten sie nur noch die Fachleute. Steil abfallende Erregungskurven gehören zu bedrohlichen, aber komplizierten Umweltthemen à la BSE, Acrylamid oder eben auch Luftverschmutzung. Die erst jetzt veröffentlichten Messergebnisse des Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheit und technische Sicherheit zeigen: Das Problem bleibt, und es gibt keine einfachen Lösungen.

Kommentar von ULRICH SCHULTE

Für Alarmismus ist das Thema zu ernst. Neu ist es nicht, dass auch in Innenräumen feinste Stäube schweben. Es lässt sich überhaupt nicht vermeiden. Schließlich kennzeichnet die Umschreibung „PM 10“ (Particulate Matter) nur eine Korngröße unterschiedlichster Stoffe. Drinnen gehören dazu zum Beispiel Hausstaub, Teppichabrieb oder Kopiererausdünstungen. Wir atmen Feinstaub, Tag für Tag. Deshalb ist niemandem geholfen, wenn Eltern ihre Sprösslinge mit (unnützer) Staubmaske ausstaffieren und LehrerInnen nach jedem Tafelwischen paniklüften.

Bezirke wie Senat müssen die Studie sorgfältig analysieren: Welche Stoffe schweben in der Luft? Wie können sie gemindert werden? Bringt nass wischen was, während das Abspritzen der Autostraßen etwa kaum einen Effekt hat? Der gestrige Wissensstand lässt viele Fragen offen.

Doch wenn die Luft in den Klassenzimmern tatsächlich so dick ist, wie es das Amt schildert, müssen die Behörden handeln. Jugendliche Körper reagieren besonders sensibel auf Belastungen. Berlin kann seine Kinder nicht zu Allergikern machen, weil den maroden Bezirken das Geld für vernünftige Fenster und eine regelmäßige Reinigung ihrer Schulen fehlt.