Angebliche Selbstaufgabe

ROCKER Der Bremer Ableger der Hells Angels, das Charter „West Side“, gibt bei der Polizei seine sofortige Auflösung bekannt. Die Hintergründe sind unklar, auch die Ermittler wollen zunächst nichts sagen

Für ein Verbot des Charter „West Side“ fehlte es bislang an Beweisen

Die Bremer Hells Angels haben am Freitag bei der örtlichen Polizei ihre sofortige Auflösung bekannt gegeben. Die Polizei bestätigte, dass sie von einem Bremer Rechtsanwalt ein entsprechendes Schreiben bekommen hat. Sie prüft derzeit die Echtheit des Dokuments und wollte zunächst keine weitere Stellungnahme in der Sache abgeben.

Man sei noch „in der Bewertungsphase“, sagte eine Sprecherin der Polizei. „Wir wissen, dass es derzeit viel Bewegung in der Rockerszene gibt und haben Kontakt zu anderen Polizeidienststellen aufgenommen.“

Das Charter „West Side“, wie der örtlicher Ableger des Rockerclubs heißt, wurde 1999 gegründet. Die Website der Bremer Hells Angels ging an Freitag Nachmittag vom Netz.

Ein Sprecher des „MC West Side“ bestätigte die Nachricht gegenüber Radio Bremen, nannte jedoch keine Gründe. Er beklagte aber zunehmende Kontrollen durch die Bremer Polizei. Mit den Razzien gegen verschiedene Rockergruppen in Deutschland habe der Schritt jedoch nichts zu tun, sagte Rudolf Triller, Sprecher der Hells Angels dem Sender. Zuletzt gab es in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen, aber auch in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen Razzien bei verschiedenen Rockerclubs.

Ob die Bremer Hells Angels einem möglichen Verbot zuvorkommen wollten, ist unklar. Zwar forderten CDU, SPD und Grüne in Bremen schon vor längerem den rot-grünen Senat auf, die Möglichkeit eines Verbotes des „MC West Side“ zu prüfen. Jedoch fehlte es der Polizei bislang an ausreichenden, gerichtsfesten Beweisen für organisierte Kriminalität in den Strukturen der Rocker in Bremen.

Die Polizei rechnet dem „MC West Side“ zwischen 30 und 40 Mitglieder zu. Zwischen 2005 und 2009 wurde laut Senat gegen 23 Bremer Hells Angels strafrechtlich ermittelt. Zehn von ihnen wurde verurteilt, unter anderem wegen Körperverletzung, Menschenhandel, Drogen- und Waffendelikten.  MNZ