„So kamen die Handys nach Afrika“

CSR GLOBAL Jochen Weikert (GIZ) über Chancen nachhaltiger Entwicklung

taz: Herr Weikert, was haben global agierende Unternehmen davon, in Entwicklungsländern auf faire Arbeitsbedingungen zu dringen?

Jochen Weikert: CSR wird immer mehr zu einem Instrument des Risikomanagements und es lohnt sich für die Unternehmen auch wirtschaftlich, genauer hinzusehen. Denn gutes Sozialmanagement wirkt sich auch auf die Qualität der Produkte aus.

Welche Möglichkeiten haben die Unternehmen?

Indem Unternehmen auf faire und nachhaltige Weise Güter und Dienstleistungen produzieren, handeln und anbieten, schaffen sie Arbeitsplätze und bringen Kapital, Technologie und Know-how ins Land. 72 Prozent der Armen weltweit leben in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien. Hier können Unternehmen Armut bekämpfen, indem sie ihr Angebot nicht nur auf die reiche Oberschicht ausrichten, sondern Produkte für die Menschen mit niedrigerem Einkommen anbieten. So kamen Mobiltelefone in die ärmsten Gebiete Afrikas.

Und wie können Sie die Sensibilität für CSR in den Entwicklungsländern erhöhen?

Die Sensibilität ist bereits sehr hoch und die entwicklungspolitischen Akteure haben viel dazu beigetragen. Bisher wird jedoch vor allem diskutiert – jetzt müssen wir in der Umsetzung vorankommen. Sonst erwarte ich bald eine gewisse CSR-Müdigkeit. Zudem kann es sich kaum ein großes Unternehmen leisten, die „Märkte der Armen“ zu ignorieren oder aus der Presse vom neuesten Skandal in seinem Zulieferbetrieb zu erfahren.

Welche Rolle spielt die GIZ?

Ein Schuhhersteller weiß, wie man einen guten Schuh produziert. Oft weiß er aber nicht, wie hoch etwa der gesetzliche Mindestlohn in einem lederverarbeitenden Betrieb in Südindien ist. Hier kennt sich die GIZ aus. Wir beraten Unternehmen zu den institutionellen, gesetzlichen, sozialen und kulturellen Faktoren von CSR in Entwicklungsländern – auch in Partnerschaftsprojekten. KS

Mehr zur GIZ: www.giz.de