DIE STIMMEN DER ANDEREN
:

■ Washington Post (USA)

Annans Anreiz für Assads Unterstützer

Der Sondervermittler von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, bastelt zurzeit an einer radikalen Idee, um seinen totgesagten Friedensplan für Syrien wiederzubeleben. Es geht um eine „Road Map“ zum politischen Wandel, die von einer Kontaktgruppe ausgehandelt werden soll. Zu dieser sollen auch Russland und der Iran gehören. Faszinierend an dieser neuen Herangehensweise ist, dass die beiden wichtigsten Unterstützer von Präsident Assad einen Anreiz bekämen, ihn aus dem Amt zu entfernen. Im Gegenzug erhielten sie einige Handhabe, ihre Interessen in einer Zukunft ohne Assad zu wahren.

■ The Times of India (Indien)

Warum jetzt? Warum Syrien?

Wenn es zu einer Intervention kommt, dann heißt das nicht „der Westen gegen den Rest“. Die USA, Frankreich und Großbritannien hoffen, dass Saudi-Arabien, Katar, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate sich stärker finanziell und militärisch beteiligen als bislang. Der Konflikt besteht nicht einfach aus einem brutalen Regime, das gegen eine unschuldige Zivilbevölkerung vorgeht. Sicher ist: Das syrische Regime ist skrupellos, aber auch die Opposition ist brutal. Nach welchen Kriterien soll man nun entscheiden, wo man interveniert? Auch andere arabische Staaten gehen brutal, wenn auch langsamer und versteckter, gegen Dissidenten vor. Darum die Frage: Warum jetzt? Warum Syrien?

■ Wedomosti (Russland)

Wie Moskau sein Gesicht wahrt

Schon lange stand Russland nicht mehr so stark im Kreuzfeuer der Kritik wie nun wegen seiner Position zu Syrien. Syrien ist für Russland schon immer weit mehr gewesen als nur ein Waffenkunde. Seit den Zeiten der Sowjetunion war das Land unser engster Verbündeter im Nahen Osten, ein Brückenkopf für die Konfrontation mit den USA und mit Israel. Russland könnte sein Gesicht wahren, wenn es die Konfliktparteien in Syrien davon überzeugen könnte, Assad ruhig ins Exil zu schicken und die Macht nicht der Opposition, sondern Kompromisskräften zu übergeben, die massenhafte Rache verhindern. Dann würde Russland nicht nur seine Autorität sichern, sondern auch nicht mehr der Fortsetzung des Blutvergießens beschuldigt werden.

■ Arab News (Saudi-Arabien)

Koalition der Willigen ist nötig

Syriens Präsident Baschar al-Assad sieht keine politische Krise in Syrien, sondern spricht von Terrorismus, Aggression und ausländischer Unterstützung. Daher wird er um jeden Preis seinen Kurs der Repression und des Mordens fortsetzen. Dies macht deutlich, dass alle, die an Kofi Annans Friedensplan glauben, Illusionisten sind und Assad weiterhin das Handeln überlassen. Jetzt ist es notwendig, eine Koalition der Willigen zu bilden, mit arabischen und internationalen Kräften unter Einbeziehung der Nato. Deren Aufgabe muss es sein, den Schutz der syrischen Bevölkerung zu gewährleisten. Nach der Assad-Rede muss man eine pragmatische Haltung einnehmen, die auch eine militärische Intervention einschließt.

■ The Times (Großbritannien)

Schutzzonen und Drohnen

Trotz der Spaltungen zwischen den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats müssen rasch Gespräche zwischen einer Kontaktgruppe dieser Länder und der Arabischen Liga, der Türkei und anderen Nachbarstaaten Syriens eingeleitet werden. Sie sollten prüfen, ob es innerhalb des Regimes von Baschar al-Assad Elemente gibt, auf die man setzen könnte, so wie sich das Regime Muammar al-Gaddafis letztendlich als hohl herausgestellt hat. Sie sollten auch Sicherheitszonen in den Grenzgebieten einrichten, um den Syrern Schutz zu bieten. Und sie sollten überlegen, ob nicht unbemannte Drohnen die Militärkräfte Assads angreifen könnten. Russland hat bislang eine Behinderungspolitik betrieben, doch es sollte zumindest um die Sicherheit seiner Staatsangehörigen in Syrien besorgt sein.

Quelle: taz, dpa