meinungsstark
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Colonia Dignidad: Gerechtigkeit für die Opfer

„1.000 Hektar Gerechtigkeit“

taz vom 11. 6. 22

Die Colonia Dignidad ist leider eine unendliche Geschichte. Wir begrüßen es außerordentlich, dass es jetzt zur Umsetzung des Schadensersatzurteils des chilenischen Obersten Gerichtshofs vom 15. März 2017 gekommen ist. Die Opfer von Paul Schäfer und seiner Führungsclique warten schon viel zu lange auf eine Anerkennung ihrer Leiden auch durch finanzielle Leistungen. Es bleibt jedoch ein bitterer Beigeschmack. Endlich erhalten 11 chilenische Opfer, die von Paul Schäfer sexuell missbraucht wurden, Schadensersatzleistungen, die sich laut Urteil auf umgerechnet insgesamt 1,5 Mio. Euro belaufen, also für jede Person mehr als 100.000 Euro. Auf der anderen Seite hat es das Auswärtige Amt seit 2018, also seit 4 Jahren, gerade einmal geschafft, an etwa 140 vorwiegend deutsche ehemalige Opfer „Hilfsleistungen“ von maximal 10.000 Euro auszuzahlen. Etwa 70 AntragstellerInnen warten noch auf die Auszahlung der im Verhältnis zum chilenischen Schadensersatzprozess geringen Summe. 10.000 Euro sind angesichts der zum Teil jahrzehntelang geleisteten Zwangsarbeit und der kaum beschreibbaren psychischen und physischen Misshandlungen ein Hohn, besonders, wo es sich um mittlerweile sehr alte Menschen handelt, die meist in prekären finanziellen Verhältnissen leben. Es ist schon lange Zeit für das Auswärtige Amt!

Jürgen Karwelat, Sprecher der Not- und Interessengemeinschaft der Geschädigten der Colonia Dignidad

Frauentennis: frauenfeindlicher Bericht

„Rapperin trifft auf Lieschen Müller“, taz vom 4. 6. 22

Was hab ich mich gefreut in der letzten taz einen Artikel über Frauentennis zu finden. Genauer gesagt über das damals bevorstehende Finale der French Open zwischen der Polin Iga Świątek und der Amerikanerin Coco Gauff. Was folgte war ein frauenfeindlicher und rassistischer Artikel eines Sportjournalisten, in dem er die eine Spielerin als cool und die andere eben als sehr uncool porträtiert. Eine, die „nicht schillert“, halt „ein Normalo“, die mit ihren „brutal harten Schlägen“ und ihrer „unbarmherzigen Art“ ihre Gegner (sic) „zermürbt“. Und dann darf auch eine Referenz zum Outfit nicht fehlen, in dem die Polin eben als Lieschen Müller rüberkommt. Ja, ich habe mich über diesen polemischen Artikel sehr geärgert. Sind meine Emotionen als Beweis für guten Journalismus zu werten? Ich denke nicht. Gabriele Plangger

Überschrift 1: Windkraftpolitik

„Lieber Anreize statt Planwirtschaft“, taz vom 9. 6. 22

Die Überschrift ihres Kommentars ist abschreckend, ich hätte ihn beinahe nicht gelesen. Habe aber gedacht, was für einen Unsinn schreiben Sie wohl, nur musste ich feststellen, die Überschrift deckt sich nicht mit dem Inhalt. Das Wort Planwirtschaft hat einen negativen Touch, weil die DDR-Wirtschaft bis ins Kleinste geplant hat; hat einen kommunistischen, einen unfreien Klang. Dabei ist planen doch etwas vernünftiges, jeder Kaufmann plant. Auch der Staat muss planen. Aber dieses wollte ich Ihnen unbedingt schreiben, ich finde Ihren Kommentar inhaltlich sehr gut. Günter Lübcke, Hamburg

Überschrift 2: Militärhilfe für Ukraine

„Frieden schaffen mit mehr Waffen“, taz vom 13. 6. 22

Dominic Johnson ist viel unterwegs, hat viel zu sagen und kommt auch oft zu Wort. Auch zum Ukrainekrieg hat er mehrfach berichtet. Wenn er aber schreibt, Frieden gebe es erst, wenn Russland militärisch besiegt sei, und er seinen Beitrag überschreibt mit „Frieden schaffen mit mehr Waffen“, ohne jede Zweideutigkeit, dann bewegt er sich bedrohlich in die Nähe unreflektierter Kriegshetzer. Ulrich Varwig, Duisburg