Markenzeichen bedroht

Lehrerverband Hamburg sucht Staatliche Fremdsprachenschule zu retten. Außenhandelsunternehmen wie Kaffeeröster Darboven stimmen ein

„Wir wünschten uns, die Senatorin hätte sich für unsere Schule interessiert“

von Kaija Kutter

Während Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) gestern Mittag im Rathaus gute Neuigkeiten verkündete, starteten Thomas Schuback und Olaf Krüger zwei Treppen tiefer im Ratsweinkeller einen fast aussichtslosen Kampf. Die beiden Mitglieder des Lehrerverbands Hamburg trommelten Absolventen und Lehrer der Staatlichen Fremdsprachenschule zusammen, um zu verhindern, dass dort im nächsten Jahr 200 Plätze im Ausbildungsgang „Kaufmännische Assistenz, Fachrichtung Fremdsprachen“ für Abiturienten verschwinden. Das kostenlose einjährige Sprachenstudium ist ein Kernangebot der Schule. Es zu streichen, rügt Schuback, sei „letztlich frauenfeindlich“.

Sie habe in ihrem 40-jährigen Berufsleben „nie eine Absage bekommen“, berichtete beispielsweise Absolventin Erika Goldermann. „Die Ausbildung vermittelt einen breiten Hintergrund, da kann man sich drauf verlassen“, ergänzte eine Mutter, die das Angebot nach einer Babypause nutzte, um in den Beruf einzusteigen. Die zu 95 Prozent von Frauen belegte Ausbildung sei „insbesondere für Schwangere, die ihr Studium abbrechen müssen, oft eine Rettung“, so Absolventin Jamine Habel. Dass eine Schließung angesichts von 2.500 fehlenden Lehrstellen „unverantwortlich ist“, davor warnte Schülersprecherin Gina Cornehl – und kündigte an, „zu kämpfen“.

Auf Drängen der Hamburger Außenwirtschaft war die Schule vor 40 Jahren entstanden, wie Dirk Müller-Maas von der Schulkonferenz erinnerte: „Wir wünschten uns, die Senatorin hätte sich für unsere Schule interessiert.“ So sei aber ohne Evaluation kurz vor den Ferien von der Schulaufsicht erklärt worden, dass in einem Jahr „Schluss“ sei.

Dadurch sollen im Schuletat acht Stellen eingespart werden. Bei Unternehmen aber stößt das Vorhaben „nur auf Unverständnis“, wie Lehrer Bernd Stroda berichtete. Er sammelte Briefe von Firmen, etwa dem Kaffeeröster Darboven, der andeute, eine Metropole wie Hamburg werde in Zeiten globaler Handelsströme über die Entscheidung, „sicherlich“ noch einmal „nachdenken“. Oder von der Juwelierfirma Wempe, deren Juniorchefin Kim-Eva Wempe 1980 nach dem Abi selbst dort lernte. „Obwohl ich am Gymnasium als Leistungskurs Englisch sowie Französisch belegt hatte, war der Unterricht nicht ausreichend fürs Berufsleben“, schreibt sie. Deshalb sei die Fremdsprachenschule die „ideale Zusatzausbildung“.

Der Senat möge diese Ausbildung „nicht streichen“, schreibt auch die Handelsfirma Carroux, die acht Schüler übernahm. Und die Wedeler Pentosin-Werke haben die Schule immer als „Markenzeichen“ gesehen und wünschen „die Fortsetzung dieser für die Wirtschaft so treffend konzipierten Ausbildung“.

Behördensprecher Alexander Luckow erklärte gestern, die Entscheidung der Senatorin sei gefallen und „im Moment“ gebe es „keine Tendenz, dies zu ändern“.