Für die Musik soll keiner bluten

Die Elbphilharmonie ist machbar, sagt der Bürgermeister und legt eine Finanzierungsstudie vor. Bis zu 77 Millionen Euro würde die Stadt ausgeben, den Rest sollen Spender, Sponsoren und Investoren zahlen. Plan einer U-Bahn-Station verworfen

von Gernot Knödler

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) will dem Senat empfehlen, mit der Realisierung der Elbphilharmonie zu beginnen. Er stützt sich dabei auf eine 125-seitige Machbarkeitsstudie, die ihm Projektkoordinator Hartmut Wegener von der städtischen Realisierungsgesellschaft Hamburg (ReGe) gestern überreicht hat.

Der spektakuläre Bau auf dem ehemaligen Kaispeicher A wäre demnach aus Sicht der Stadt für maximal 77 Millionen Euro Baukostenanteil und einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 2,5 Millionen Euro zu haben. Die übrigen Kosten würden Investoren, Sponsoren und Spender übernehmen, so von Beust: Die Elbphilharmonie könne nur dann ein Erfolg werden, „wenn wir uns alle auch mit finanziellem Engagement für dieses herausragende Projekt stark machen“. Am 12. Juli beschließt der Senat, nach der Sommerpause die Bürgerschaft, ob das Projekt weiter vorangetrieben wird. Im Sommer 2006 wird entschieden, ob tatsächlich gebaut wird.

Der Machbarkeitsstudie zufolge liegen die gesamten Baukosten für das Vorhaben einschließlich der Mantelbebauung aus Hotel, Wohnungen und Parkhaus, aber ohne die Verkehrsanbindung (siehe Kasten) bei 186 Millionen Euro vor Steuern. Das sind zehn Millionen Euro weniger als in der ersten Schätzung vermutet. Das städtische Grundstück und der Speicher, der den Sockel der Philharmonie bilden wird, sind ebenfalls nicht einkalkuliert. Von der Summe entfallen 94,7 Millionen Euro auf die Philharmonie selbst, 22,4 Millionen auf deren Erschließung: ein Platz auf dem Dach, Aufzüge und Treppen sowie die Lastenverteilung des Bauwerks. Der Rest fließt in die Mantelbebauung.

Deren Investoren sollen den Finanzierungsanteil der Stadt drücken, indem sie das Konzerthaus mit einem zweistelligen Millionenbetrag quersubventionieren. „Es gibt ein sehr starkes Interesse an diesem Standort“, versicherte Projektkoordinator Wegener. Das habe ein internationaler Investorenwettbewerb mit 25 Teilnehmern gezeigt, von denen noch sechs im Rennen seien. Wegener: „Derjenige kriegt den Zuschlag, der die beste Quersubventionierung bietet.“ Die Investoren des Hotels und der Wohnungen würden vom Ruf der Philharmonie profitieren.

Weitere 30 bis 35 Millionen Euro sollen Sponsoren, Mäzene und kleinere Spender beisteuern. Der Hamburger Schreibgerätehersteller Montblanc habe bereits Interesse daran bekundet, mit der Philharmonie für sich zu werben, so Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). Eine Bank wolle der Stadt beim Aufbau des Büros helfen, das die Sponsoring- und Spendenkampagne organisiere. Um den späteren Betrieb zu finanzieren, will der Senat eine Stiftung aus gespendetem Kapital gründen.

Alles zusammen werde den öffentlichen Anteil an den Baukosten mit großer Wahrscheinlichkeit unter 77 Millionen Euro drücken. Jene Summe sei einem „worst-case-Szenario“ entnommen, um den Hamburgern klar zu machen, was auf sie zukommen könne, so von Beust. Dass für die Philharmonie Schwimmbäder oder Kitas schließen müssten, sei „falsch“. Das Geld stamme aus dem Sonderinvestitionsprogramm, das wiederum aus dem Verkauf städtischen Eigentums finanziert werde. „Kein anderer Bereich in der Stadt muss für die Elbphilharmonie bluten“, behauptete der Bürgermeister.