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berliner szenenKein Punkt für den Petzer

Der Missmut ist dem Mann ins Gesicht geschrieben. Das schöne Wetter scheint keine Wirkung auf ihn zu haben, obwohl sogar sein Stammplatz im Gartencafé frei war. Dass ihm die Tomatenscheibe vom Eibrötchen auf die helle Jeans rutscht, registriert er nicht. Auch nicht den kreischenden Wutanfall eines kleinen Jungen, der alle anderen Café­gäste gefangen nimmt. Er ist fixiert auf eine vierköpfige Familie, die hier frühstückt. Jeden einzelnen Bissen scheint er den Kindern in den Mund zu zählen. Er wechselt sogar die Brille, um besser sehen zu können, was die Eltern aus dem Papier nehmen und ihren Jungen in die Hand geben. Teller stehen nicht auf dem Tisch. Die Mutter spürt die bösen Blicke vom Nachbartisch und dreht sich so zur Seite, dass die Kinder verdeckt sind.

Inzwischen kommt eine Servicekraft aus dem Café und lässt sich etwas abseits zur Zigarettenpause nieder. Der missmutige Gast springt ihr fast entgegen. „Darf ich Sie mal was fragen?“ „Wenn Sie mir nicht so nah auf die Pelle rücken.“ Er beschreibt aufgebracht, was die Familie da drüben verspeist. Lebensmittel, die das Café nicht im Angebot habe. Fleischwurst gäbe es hier doch gar nicht. Alles mitgebracht. Die Mitarbeiterin hört ihm mit mäßiger Aufmerksamkeit zu und verzieht keine Miene. Das regt den Mann erst recht auf, seine Gesichtsfarbe sieht nach Hochdruck aus. Er bezahle hier doch quasi für die mit, Stühle, Tische, Sonnenschirme, das sei doch in die Preise eingerechnet. Die Familie nutze alles auf seine Kosten.

Die Mitarbeiterin hebt beschwichtigend die Hände, sie will in Ruhe rauchen und sagt: „Den Kaffee haben die doch bei uns gekauft.“ Das bringt den Mann um die Fassung, im Abgang schnaubt er: „Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.“ „Stimmt. Können Sie nicht. Besser, Sie helfen sich selbst.“

Claudia Ingenhoven

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