berliner szenen
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Der Kassierer, der grinst

Meine Hoffnung, an diesem Mittwochabend den Supermarkt vor 21 Uhr zu verlassen, schwindet beim Blick auf die Kassenschlange. Drei Schüler hinter mir legen Wodka, Saft und Pappbecher auf das Band. Vor mir beraten sich zwei junge Frauen über die Kassenauslage. Zunächst beäugen sie die Müsliriegel, aber entscheiden sich dann doch für je zwei Kurze.

Die Schlange bewegt sich nicht. Ungeduldig fische ich in meiner Tasche nach Payback und EC-Karte und komme mir dabei alt und spießig vor. Ich beäuge eine weitere Gruppe von fünf Halbstarken, die zwischen lauten Kumpeleien harten Alkohol beim Kassierer ordern. Der lässt sich gleichmütig ihre Personalausweise zeigen. Ich bewundere seine Ruhe. Die Schlange bewegt sich minimal. Nun sind die jungen Frauen an der Reihe. „Cigs, please“, sagt eine der beiden zum Kassierer. Der versteht sie nicht. Also zückt die junge Frau ihr Smartphone und fotografiert die Zigarettenauslage an der Kasse. Anschließend hält sie dem Kassierer ihr Smartphone vor die Nase. Ein Blick auf das Foto und der Kassierer drückt wortlos einen Knopf. Eine Zigarettenschachtel fällt auf das Band.

Die Situation amüsiert mich. Als ich an der Reihe bin, grinse ich unter meiner Maske immer noch. „12,45 Euro bitte“, sagt der Kassierer monoton und starrt ins Leere. Jetzt aber schnell. „Mit Karte bitte“, sage ich. Wieder drückt der Mann an der Kasse wortlos einen Knopf. Ich halte meine Karte vor das Lesegerät und bemerke erst nach ein paar Sekunden, dass es die Payback Karte ist. Der Kassierer schaut mich ausdruckslos an. „Alter, wie schaffst du es, die ganze Zeit so ernst zu bleiben?!“, platzt es aus mir heraus. Das war’s. Er prustet los, ich steige mit ein. Wir verabschieden uns kichernd. Wenn wir uns nun im Supermarkt sehen, grüßen wir uns.

Frederike Grund