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Buhrufe für Yücel beim PEN

Im beschaulichen Gotha tagt seit Donnerstag und noch dieses ganze Wochenende lang der PEN. Auf der Tagesordnung der alljährlichen Mitgliederversammlung stand für den gestrigen Freitag: Abstimmung, ob der erst im vergangenen Oktober gewählte Präsident Deniz Yücel weiter Präsident bleiben soll. Der Hintergrund sind Vorwürfe, die ein autokratisches Amtsverständnis von Yücel behaupten und bis zum Mobbing reichen. Die Verteidiger Yücels im PEN dagegen meinen, dass sich hinter diesen Vorwürfen zum Teil langjährige Mitglieder verschanzen, die sich gegen fällige Modernisierungen und Verjüngungen der Schriftstellervereinigung wehren würden.

Was aus der Versammlung nach draußen drang, klang, um das Mindeste zu sagen, nicht gut. Als Deniz Yücel die Versammlung eröffnen wollte, wurde er gleich von Buhrufen gestört. Geschäftsordnungsanträge, die die Abstimmung immer weiter verzögerten, wurden gestellt. PEN-Mitglieder sprachen von einer „vergifteten Atmosphäre“, von einer von Anfang an spürbaren „Eskalation“, von „wenig Bereitschaft“, überhaupt zuzuhören, und von einer „disparaten Diskussion“. Ein Mitglied wähnte sich „im falschen Film“, ein anderes sprach sarkastisch vom „Gott des Gemetzels im Vereinsheim“. Es war für viele Teilnehmer offenbar schwierig, die Heftigkeit der Reaktionen gegen Yücel nur aus dem Sachgehalt der gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe zu erklären.

Die Abstimmung über den Antrag, Deniz Yücel als PEN-Präsident abzusetzen, war laut Plan auf den frühen Freitagnachmittag angesetzt. Bis zum Redaktionsschluss hat sie nicht stattgefunden, zwischenzeitlich war es sogar unklar, ob sie überhaupt noch stattfinden wird. Und wie man beim PEN überhaupt zusammenarbeiten möchte, tja, das ist jetzt auch so eine erst einmal offene Frage. (drk)

Von Aachen bis Zwickau

Buchstabiert wird künftig von A wie Aachen bis Z wie Zwickau. Nach langen Beratungen hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) am Freitag in Berlin die neue Buchstabiertafel veröffentlicht. Die DIN 5009 für „Ansagen und Diktieren von Texten und Schriftzeichen“ greift jetzt durchgehend auf Städtenamen zurück. Damit ist auch das alte N wie Nathan nicht berücksichtigt, das die Nationalsozialisten durch Nordpol ersetzt hatten. Für diesen Buchstaben steht künftig Nürnberg. Anstoß für die Neugestaltung der Buchstabiertafel war ein Hinweis des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden alle jüdischen Namen in der Tafel ersetzt.