LESERINNENBRIEFE
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Staatlicher Souvenirtransport

■ betr.: „Niebels Duty-free-Trip stößt auf Kritik“, taz vom 9. 6. 12

Niebel hält die Angelegenheit für erledigt. Wie immer, erklären uns die Protagonisten der Affaire das Ende, weil es ihm leid tue (was eigentlich: erwischt worden zu sein?) und wir uns damit zufrieden geben sollen. Wer kann sein nächstes Urlaubssouvenir kostenlos von unserem Staat bis zu einer „günstigen“ Transportmöglichkeit einlagern lassen? Welches staatliche Amt übernimmt den „Umsonst-Haus-zu-Haus-Lieferservice“? Welche Parteifreunde sorgen für die Umgehung der lästigen Formalitäten? Das ist okay, solange man sich nicht erwischen lässt? Nein, ist es nicht! Die Affaire soll beendet sein, weil (wieder einmal) ein erwischter Egomane es sich wünscht? Niebel will, dass wir auf dem Teppich bleiben, damit er seine unsauberen Machenschaften unter denselben kehren kann? So nicht!

RAIMUND SCHORN-LICHTENTHÄLER, Datteln

Automatische Qualifikation

■ betr.: „Vom Drogeriemarkt in die Altenpflege“, taz vom 8. 6. 12

Es kann nicht angehen, dass die Bundesarbeitsministerin Frau von der Leyen massenweise arbeitssuchende „Schlecker-Frauen“ in sozialen Berufen (Altenpfleger/in oder Erzieher/in) unterbringen möchte. Hat sich Frau von der Leyen einmal die Mühe gemacht, die Berufsbilder des Altenpflegers oder der Erzieherin anzuschauen? Wohl kaum, denn sonst hätte sie in Erfahrung gebracht, dass es sich bei der Altenpflege nicht um unmündige Kinder handelt, die versorgt werden müssen, sondern um mündige, alte, oftmals kranke Senioren, die aufgrund von Alter, Erfahrung und Erkrankung auch nicht immer leicht zu pflegen sind.

Ein würdevoller Umgang, sehr viel Geduld, Empathie und weitere soziale Kompetenzen sind gefragt. Diese Kompetenzen können nicht gelehrt werden, sie müssen bereits vorhanden sein. Nicht anders verhält sich dies mit der Umschulung als Erzieherin. In einem zweijährigen Crashkurs können die Berufe nicht qualifiziert erlernt werden, und da bringt es auch nicht viel, eine „automatische Qualifikation“ zu haben, nur weil viele Schlecker-Frauen auch Mütter sind. ASTRID TON, Maintal

Ein echt innovativer Vorschlag

■ betr.: „Vom Drogeriemarkt in die Altenpflege“, taz vom 8. 6. 12

Wenn aus der Sicht des Elfenbeinturms alle Mangelberufsprobleme so leicht zu lösen sind, dass man einfach mal ein paar entlassene Frauen von da ein bisschen finanziell unterstützt, damit sie dann das andere, was gerade gebraucht wird, erlernen, warum funktioniert es dann nicht? Unterrichtet ein einziger Bayrischer Förster als Grundschullehrer? Nein! War aber ein echt innovativer Vorschlag eines bayrischen Politikers.

Vor zwei Jahren wurde in der taz die Ausbildungsqualität der deutschen Erzieherinnen im europäischen Vergleich gegeißelt. Jetzt sollen Menschen, die aufgrund ihrer Schul- und Ausbildung jahrelang im Einzelhandel ausgebildet oder ungelernt gearbeitet haben, einfach mal schnell eine staatlich anerkannte Fachschul- oder Akademieausbildung von insgesamt 4 bis 5 Jahren absolvieren.

Die Politiker sprechen auch nicht von teilqualifizierten Ausbildungen, sondern von Fachkräften, sprich heute Kasse und Regal und mal schnell den Boden gewischt und morgen Spritzen, Katheterwechsel und Sondenversorgung. HOLGER LAUERER, Augsburg