brief des tages
:

Die andere Strategie: Tibet

„Von Kigali nach Kiew“, taz vom 11. 4. 22

Dominic Johnson analysierte die Kriege in Kigali und Kiew. Ich sehe noch einen weiteren Vergleich – den Überfall Chinas auf Tibet. Ab 1950 marschierte China in Tibet ein, und eroberte nach und nach ein Land, das nie zu China gehört hatte. Begründung: Tibet müsse von den Imperialisten befreit werden, es müsse dem Land zu einem besseren Leben verholfen werden. China verbreitete sofort grundlegende Fakes über diesen Überfall auf allen Kanälen, zum Beispiel, dass die Tibeter glücklich darüber seien. Das Gegenteil war der Fall. Alles lief im Einzelnen ab wie heute im Ukraine-Krieg, der Unterschied ist jedoch, dass Tibet seitens seiner Regierung nicht in den Krieg zog. Definition des Patriarchats: „Patriarchat ist eine auf organisiertem Krieg und Eroberung, die in Herrschaft münden, gegründete Gesellschaftsform“ und, setze ich hinzu, „die in Zerstörung von Mensch und Natur mündet“. Geplante Eroberung wird durchgesetzt, selbst wenn – wie Tibet zeigt – kein staatlich organisierter Widerstand geleistet wird. Zunehmend gibt es Stimmen, die die leitende Beteiligung der Frauen an Gesellschaften als einzige Rettung der Bewohner unserer Erde erkennen.

Barbara Hartz-Bentrup, Bremen