Ugandas Armee weitet ihren Kampf gegen Rebellen aus

ZENTRALAFRIKA Regionale Militärkooperation führt zu Festnahme eines hohen Kommandeurs der LRA

„Das Ziel: töten oder gefangen nehmen“

KAMPALA taz | Ugandas Armee hat in der weit entfernten Zentralafrikanischen Republik einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher gefasst. Okot Atiak, ein Kommandeur der ugandischen Rebellenbewegung LRA („Widerstandsarmee des Herrn“) wurde bereits vor zwei Wochen festgenommen, erklärte Ugandas Armeesprecher Felix Kulayigye gestern der taz in der ugandischen Hauptstadt Kampala.

Erst jetzt, wo sich Atiak bereits auf dem Heimflug zwecks Inhaftierung befinden soll, wurde die Nachricht publik. Sie wirft ein Schlaglicht darauf, dass sich Ugandas grenzüberschreitender Krieg gegen die Reste der für brutale Kindesentführungen bekannten LRA, der bisher im Südsudan und im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo stattfand, noch weiter ausdehnt.

Atiak wird für ein Massaker an Zivilisten in Norduganda im Jahr 1995 verantwortlich gemacht; zu diesem Zeitpunkt kämpfte die LRA unter ihrem mystischen Führer Joseph Kony noch auf ugandischem Boden. Seit einigen Jahren hat sie sich aus Uganda zurückgezogen, erst nach Südsudan, dann in den Nordosten des Kongo, wo LRA-Angriffe seit September 2008 nach UN-Angaben zu 1.300 Toten und 540.000 Vertriebenen geführt haben, allein 125.000 davon seit Anfang August. Mittlerweile breitet sich die LRA auch in die Zentralafrikanische Republik aus, wo sie regelmäßig Dörfer überfällt, Frauen vergewaltigt und Zivilisten entführt.

Dass auch Ugandas Armee auf zentralafrikanischem Gebiet steht, war bislang nicht bekannt. Die Militäroperation in der Zentralafrikanischen Republik wurde laut Kulayigye vor einem Monat bei einem Treffen der Militärführungen dieser beiden Länder sowie der Demokratischen Republik Kongo und der Autonomieregierung Südsudans vereinbart. Alle vier Armeen sind demnach gemeinsam in der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz, unter kongolesischem Kommando. Die USA liefern dafür „technische Intelligenz“ – die Überwachung der LRA-Satellitentelefone.

Anders als frühere ugandische Einsätze gegen die LRA im Kongo ist dieser Einsatz zeitlich unbegrenzt, so Kulayigye. „Das Ziel lautet: töten oder gefangen nehmen“, sagte er in Bezug auf LRA-Führer Kony. Man sei dem Ziel sehr nahe, lobt der Armeesprecher: die LRA habe um Kony nur noch „200 bis 300“ Menschen, darunter „weniger als 100“ Kämpfer. DOMINIC JOHNSON