DER RECHTE RANDWELCHES MUSIKPROGRAMM KAMERADEN NACH BRAUNSCHWEIG LOCKT
: Rechtsrock im Kleingarten

Ein Vereinsheim, drei Bands: In Braunschweig richtete die örtliche „Aktionsgruppe 38“ am vergangenen Samstag ein Rechtsrockkonzert aus. In einer Kleingartenkolonie nahe der Weststadt traten „Söhne Germaniens“, „Terroritorium“ und „Last Riot“ auf. Rund 80 Fans feierten bis 1 Uhr früh.

Samstagnachmittag, nach 16 Uhr, erfuhr die Braunschweiger Polizei von dem Konzert. Vier Stunden später war sie mit eilig zusammengezogenen Kräften vor Ort, überprüfte den Veranstaltungsraum, die Bands und ihre Gäste. „Ein rechtlicher Grund zum Einschreiten lag nicht vor“, sagt ein zuständiger Polizeibeamter. Neben Braunschweigern seien auch etliche Besucher aus Sachsen-Anhalt gekommen.

In einschlägigen Internetforen ist davon die Rede, wegen einzelner Platzverweise seien Kameraden am Konzertbesuch gehindert worden. Gleich darauf aber loben etwa die Autoren des „Thiazi-Forum“: Location gut, Grill perfekt, Bands super gelaunt – und all das, obwohl die Braunschweiger Aktionsgruppe „zum ersten Mal zum Tanz“ aufgerufen habe. „Ohne Bedenken“ könnten auch ihre künftigen Veranstaltungen besucht werden. Das erste Konzert seiner Art war es indes nicht in der Löwenstadt: Ebenfalls vor etwa 80 Fans spielten im vergangenen Jahr „Blackout“ und „Section 88“.

Laut einer Antwort der niedersächsischen Landesregierung auf eine Linken-Anfrage fanden 2011 landesweit sieben Rechtsrock-Konzerte mit insgesamt rund 800 Teilnehmern statt.

„Wir gehen von weit mehr Nazikonzerten aus, da die meisten konspirativ organisiert werden“, sagt Pia Zimmermann von der Linksfraktion. Ihr sind widersprüchliche Angaben aufgefallen: Anders als das Innenministerium gab der Verfassungsschutzbericht für 2011 vier einschlägige Konzerte an. Zimmermann schließt daraus auf eine fehlende Sensibilität der Behörden für das Thema. Die Linke werde erneut nachfragen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland