Kultur der NRW-Kanäle

Schiffsfahrten und Kanutouren, Feste und Ausstellungen am und auf dem Wasser. Auch in diesem Jahr finden über 230 Veranstaltungen der Regionale-Initiative „FlussStadtLand“ statt

VON PETER ORTMANN

„FlussStadtLand“. Kein Wortverdreher, sondern spielerische Demonstration von Wichtigkeit. Bereits zum dritten Mal haben sich 17 Städte und zwei Kreise des nördlichen und östlichen Ruhrgebiets mit der Emschergenossenschaft zur gleichnamigen Regionalen Initiative zusammen geschlossen. Ihr Motto: „Wasser verbindet“. Schließlich verfügt die Region über das dichteste Wasserstraßennetz in ganz Deutschland. Jetzt will man hier die ehemaligen brach liegenden Montanflächen am Wasser wieder entwickeln. Gerade vor dem Hintergrund rückläufiger Bevölkerungszahlen im Ruhrgebiet sollen hier rechts und links der Kanäle neue und attraktive Wohnmöglichkeiten für die Region mit über zwei Millionen Einwohnern geschaffen werden. Aber auch mittelständische Gewerbetreibende und Dienstleister sollen am Wasser attraktive Standorte finden. „Wir wollen Wohnen und Arbeiten mit Freizeit- und Wassersportangeboten verbinden“, sagt Projektleiterin Jutta Pauels in Unna. Den beteiligten Städten und Kreisen sei das Projekt so wichtig gewesen, dass sie es trotz der Ablehnung bei der vom Land finanzierten „Regionale 2004/2006 – Kultur- und Naturräume in NRW“ weitergeführt haben. Noch bis 2006 werde die Initiative von der Projekt Ruhr GmbH gefördert, 2009 gäbe es eine Abschlusspräsentation.

Die Flüsse und Kanäle bilden das Potenzial, mit dem innovative Akzente für den Strukturwandel in der Region gesetzt werden sollen. Die Konzepte nutzen historische Strukturen an den Wasserstraßen. So sollen „Wasserstädte“ auf den alten Zechenstandorten „Haus Aden“ in Bergkamen und „Emscher-Lippe“ in Datteln entstehen. Auch die Entwicklung ehemaliger Kanalhäfen, wie dem Preußenhafen in Lünen und den Stadthäfen Recklinghausen und Dortmund, sind Beispiele für die Entwicklung.

Auch der Wassersporttourismus wird gefördert. So werden in diesem Jahr sechs neue Wasserwanderrastplätze eröffnet, „Kanalstrandbäder“ sollen Angebotsdefizite an „naturnahen“ Bademöglichkeiten abbauen. Die Kanäle sind außerdem ganz wörtlich Leitlinien und Ansatzpunkte für kulturelle und freizeitwirtschaftliche Unternehmungen: Ein Theaterschiff, kommerzielle Wassersportanlagen für Sportboottouristen und der Ausbau der Fahrgastschifffahrt oder des Bootscharter sind bereits geplant. Um die Wasseradern populär zu machen überzieht die Regionale Initiative die Ufer seit Januar mit den unterschiedlichsten Kultur- und Tourismus-Veranstaltungen.

Anfang Juli feiert man am Wasserwanderrastplatz im Unterwasser der Schleuse Hünxe den 75. Geburtstag des Wesel-Datteln-Kanals. Mit einer Wanderausstellung auf dem historischen Schleppkahn „Ostara“. Der Probebetrieb der Wasserstraße wurde am 2. Juni 1930 nach 15-jähriger Bauzeit aufgenommen. Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Kanals von der Planung bis zur Gegenwart, die Bedeutung des Kanals und den Wandel, den die Region dadurch erfahren hat. Bei der Wanderausstellung „Wasser ist Zukunft“ erhält man einen Überblick über Gefährdungen und Schutz des lebenswichtigen Naturstoffs. Die Besucher der Kompressorenhalle in der Dortmunder Kokerei Hansa werden über interaktive Modelle, Lernspiele und Computeranimationen aktiv einbezogen. Kulturelles und Kulinarisches gibt es im August beim Piratenfest in Hamm und dem traditionellen Kanalfestival in Datteln. Unzählige Veranstaltungen finden noch bis Heiligabend statt – bis der Nikolaus per Boot den Yachtclub in Hamm besucht.