Lebensgefährlicher Kinobesuch

Bewährungsstrafen nach Messerstecherei wegen Streits um Rauchen

Spätvorstellung, letzte Reihe. Die fünf Freunde scheren sich nicht um das Rauchverbot, es kommt zum Streit mit Sitznachbarn. Nach der Vorstellung eskaliert die Auseinandersetzung im Foyer des UCI-Kinos Mundsburg. Zwei Jugendliche ziehen Messer und stechen zu, Lebensgefahr für einen der Kontrahenten. Gestern verurteilte das Landgericht die beiden Angreifer wegen gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen auf Bewährung. Drei Freunde, die mit auf der Anklagebank saßen, wurden freigesprochen.

Große Sorgen scheint das Ermittlungsverfahren, das nach diesem Vorfall im März vorigen Jahres eingeleitet wurde, dem Hauptangeklagten Kürsat Ü. nicht gemacht zu haben. Nur wenige Wochen später schlug er in einem Streit ein weiteres Mal zu. Diesmal klickten die Handschellen, der inzwischen 18-Jährige saß seit November in Untersuchungshaft.

Gestern, nach dem Urteil, wurde er entlassen – vorerst. Denn seine Bewährung, belehrte ihn der Richter, muss sich Kürsat Ü. erst verdienen: Ein halbes Jahr lang bleibt er unter den Augen eines Bewährungshelfers. Lässt er sich nichts mehr zuschulden kommen, beginnt mit der Schule und nimmt an einem Anti-Aggressionstraining teil, dann wird seine Haftstrafe von zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt. Verweigert er hingegen die Zusammenarbeit, kommt er ins Gefängnis.

Sein Kumpel Martin K. kam gleich mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten davon. Auch er muss ein Anti-Aggressionstraining machen. Ihm konnte nicht nachgewiesen werden, dass er selbst zugestochen hatte. Einzelne Stiche aber seien ihm zuzurechnen, sagte der Richter. Auch der jetzt 21-Jährige ist nach Jugendstrafrecht verurteilt worden. Er habe vor Gericht einen „unreifen Eindruck“ hinterlassen.

Nun aber hat er sich nicht nur vor der Justiz zu bewähren: Während der Prozess lief, ist er Vater geworden. Elke Spanner