Berge häkeln

HfK meets Japan: Eine Sojasuppenfabrik dient als Zentrale, in Bremen gibts schon mal Kunstkisten zu sehen

Dass Studenten an internationalen Austauschprogrammen teilnehmen, ist bekannt. Wenn Studierende der Kunst das tun, kann mehr herauskommen als Scheine, die daheim nicht anerkannt werden. Yuji Takeoka, Kunstprofessor an der Bremer Hochschule der Künste, fährt im September mit einer Gruppe Schüler nach Nagoya in Japan. Seit Herbst letzten Jahres wird vorbereitet, hüben wie drüben. Entwürfe, Fotos, Ideen werden – gelobt sei das Internet – um die halbe Welt geschickt. Eine alte Sojasuppenfabrik in Nagoya wird zur Projektzentrale, die Bremer informieren sich über japanische Kultur und arbeiten.

Zehn Kunstkisten sind schon fertig. Jede enthält Unikate der Teilnehmer. Großzügige Spender bekommen die Kiste als Dankeschön. Die Stücke darin haben nicht unbedingt mit Japan zu tun, aber mit Begegnungen. Christian Schuppans Puzzles kombinieren Landschaften aus wesentlichen Teilen: Himmel, Berge, Gewässer. Nur dass die Teile seiner Bilder nicht zusammengehören. Auch Kunstkistenerfinder Takeoka steuerte bei: In seinen Zeichnungen treffen widersprüchliche Prinzipien aufeinander.

So wie die Studenten aus Bremen und Japan? „Die Unterschiede sind fein“, meint Takeoka, „eher zwischen den Generationen“. Bei der Vorbereitung würden aber doch kulturelle Unterschiede spürbar. „Europäer sind eher an ihren eigenen Beiträgen interessiert. Bei Japanern steht das Gesamtprojekt im Vordergrund“, weiß Takeoka. Damit hat er Erfahrung. Zwei Projekte dieser Art hat er schon gemacht. 2000 ging es nach Kioto, 2003 nach Thailand.

Dass dieses Jahr Deutschlandjahr in Japan und EU-Japan-Jahr ist, kommt gelegen. So ein Projekt braucht Spender und Sponsoren. Toyota in Nagoya stellt zum Beispiel sein Firmenmuseum zur Verfügung. Dort wird aber nur ein Teil der Arbeiten zu sehen sein. Schließlich heißt das Projekt „Site scenes“. Orte. Szene(rie)n. Der öffentliche Raum soll erobert werden. So will die isländische Gaststudentin Margrèt Ròs mit Japanern in Bambusfässern Landschaften häkeln. Die Ergebnisse aus Japan gibt es dann im Oktober auch in Bremen zu sehen. Einen Vorgeschmack gibt es auf dem Internationalen Tag der Stadt der Wissenschaft, wo die Gruppe ihr Projekt und die Kunstkiste vorstellt.

Andreas Schnell

Donnerstag (30.6., 17.20 Uhr) in der Hochschule Bremen an der Flughafenallee 10