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Wenn einem das Kino ganz allein gehört

Berlin-Prenzlauer Berg 165.000 Einwoh­ner:innen, höchster Punkt des Ortsteils mit 91 Metern über dem Meeres­spiegel im Volkspark Prenzlauer Berg; der Hügel entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durchs Aufschütten von Trümmern

Okay, es gibt größere Kinos in Berlin als jenes, das ich am Dienstag ausgesucht habe. Es gibt zugegebenermaßen auch Filme mit mehr Anziehungskraft als der – nicht nur von der taz hochgelobte – „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen“. Und es war der erste einigermaßen warme Abend des Jahres. Aber dass ich dann allein im Kino sitze … also ganz allein, ohne weitere Zuschauer*innen?

Zu zweit allein wäre ja richtig romantisch, sogar ohne stundenlanges Knutschen. Aber allein allein – das fühlt sich arg seltsam an. Nur warum, frage ich mich. Wer ohne Begleitung ins Kino geht, hat ja auch kaum Kontakt mit anderen Kinogänger*innen. Was fehlt mir also? Vielleicht liegt es einfach daran, dass sich zwischen Leinwand und meinem zentral gelegenen Sitz – „freie Platzwahl!“ hatte man mir vor Beginn lachend hinterhergerufen – ein großes Nichts ausbreitet. Eine befremdliche Leere, die eine gefühlte Kälte erzeugt, zusätzlich zu der recht niedrigen Temperatur im Saal.

Zweieinhalb Stunden dauert der Film. Am Ende frage ich, ob dieser auch ganz ohne Zuschauer gezeigt worden wäre. Nein, lautet die Antwort. Aber einer reicht. Bert Schulz