Die Seelsorgerin

Eine Frau und elf Männer. In Hamburg-St. Georg bildet die Krankenhauspastorin Christina Kayales derzeit elf Imame aus sechs Nationen für die Krankenhausseelsorge aus. Die elf stammen aus Europa, Afrika und Asien. Etwa drei Monate lang kommen sie einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden im Konferenzraum der Asklepios-Klinik zusammen.

Kayales, Tochter eines griechischen Vaters und einer norddeutschen Mutter, ist mit 19 Jahren vom griechisch-orthodoxen Glauben zum evangelisch-lutherischen übergetreten. Als lutherische Pastorin verbrachte sie einige Monate auf den Philippinen, wo sie in der kirchlichen Beratungsarbeit tätig war. Weiter ging es als Ökonomiereferentin bei der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Ihre Energie setzt die Pastorin seit September 2011 nun für die interkulturelle Seelsorge ein. „Ich hatte ursprünglich vor, ein paar Ehrenamtler für diese Sache zu gewinnen“, sagt Kayales, „aber das Interesse kam vor allem von den Imamen selbst. Das ist eine große Geste der Offenheit!“

Kayales musste ihr ursprüngliches Konzept für Ehrenamtler an die neuen Anforderungen islamischer Geistlicher anpassen. Und will es ausbauen: „Wir müssen unbedingt überlegen, wie wir dieses Projekt auf breitere Beine stellen.“

St. Georg eifert mit dieser Weiterbildung Krankenhäusern aus Frankfurt und Berlin nach, in denen das Seelsorgesystem bereits im Jahr 2010 auf muslimische Patienten spezialisiert wurde. Im Herbst 2012 soll dann ein Kurs für Ehrenamtler beginnen, der sie für ein bis zwei Jahre verpflichtet. Gesucht werden gezielt Helfer mit Migrationshintergrund, die idealerweise mehrere Sprachen sprechen. „Gerade in Krisensituationen möchten wir so sprechen, wie es uns vertraut ist“, sagt Kayales.

Bei religiösen Kursinhalten lässt die Pastorin jedoch lieber Berufeneren den Vortritt: „Dinge wie Organspende oder der Tod im Islam werden von einem Islamwissenschaftler übernommen“, sagt sie. „Das maße ich mir nicht an.“ YS